express 10/2022 erschienen!

express 10/2022 erschienen!

Gesamtausgabe zum Download

Inhaltsverzeichnis

Gewerkschaften Inland

Redaktion express: »Fragend voran« – Rückblick auf die Jubiläumskonferenz des express 2

Mark Richter und Levke Asyr: »Außerhalb des sozialdemokratischen Gewerkschaftsverständnis « – Reflexion der betrieblichen Organisierung der IWW 6

Rolf Läpple: »Alternativen zur Aktienrente« – Zwei Petitionen, ein Aufruf 16

Betriebsspiegel

Daniel Weidmann: »Vom Kickertisch ins Personalbüro« – Die erste Berliner Tech Worker-Konferenz 1

Wolfgang Hien: »Lohnarbeit und Psyche« – Überlegungen zu arbeitsbedingten psychischen Erkrankungen 7

Politik & Debatte

Klaus Weber: »Rückkehr der ›echten Solidarität‹« – nationale Formierung 2.0 im Anmarsch 4

Internationales

Nasser Barin: »Erschaffung einer neuen Wirklichkeit« – Die gegenwärtigen Proteste im Iran 9

Rand Wilson und Peter Olney: »Hochsaison für Action bei Amazon« – Zeit für einen internationalen Aktionstag 12

Nachruf

»Willi Hajek – Adieu, cher copain« 13

Re-Visited

Willi Hajek: »Gewerkschaften und ihr Verhalten in der Krise« – Ein Buchbeitrag von 2002 14

Rezensionen

Gaston Kirsche: »Im Assessment Center der KPdSU« – Über den Film The Death of Stalin 10

Kurzes

Antipasti 11,12

Vermischtes 5,11

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

es geht einem schon runter wie Öl, wenn ehemalige Angehörige der Frauenredaktion des express (ja, so etwas gab es mal) uns auf unserer kleinen Tagung (siehe nebenstehend) bescheinigen, dass ihre feministische Arbeit nicht umsonst war, sondern internalisiert ist. Auch Christoph Wälz hatte uns in seinem Beitrag zum 60-jährigen des express in der analyse und kritik 683/2022 bereits eine »feministische Agenda« bescheinigt.

Und doch: Schon wieder sind beinahe sämtliche Artikel der vorliegenden Ausgabe aus den Federn von Männern – selbst die Reflexion des ganz klar feministischen Aufstands im Iran (S. 9) wurde von einem Mann geschrieben (immerhin von einem iranischen…).

Das hängt stark mit der Entstehungsweise des express zusammen. Wir bekommen mehr Manuskripte angeboten, als wir selber anfragen, und in der Regel drucken wir auch (fast) alles, was uns angeboten wird. Die redaktionelle Arbeit besteht in diesen Fällen meist in einem ausführlichen inhaltlichen Lektorat. Und: Es wird mit und im express sicherlich keine geschlechtliche Quotierung von Texten geben. Einen Text nach dem Geschlecht von Autor:innen zu beurteilen, liegt uns fern. Trotzdem: wir wünschen uns mehr Texte auch von anderen Geschlechtern…

Die bereits benannte Tagung wurde überschattet vom Tod unseres Freunds, Genossen und express-Autors Willi Hajek. Der Großteil der Redaktion hatte enge persönliche und politische Bezüge zu Willi. In einem ersten Aufschlag haben wir die bislang vorliegenden Nachrufe auf eine wichtige Persönlichkeit der aktuellen Arbeiter:innenbewegung gesammelt (S. 13) und widmen ihm auch die aktuelle Ausgabe unserer Retrospektive »re-visited« (S. 14).

Dass wir uns, wie auf der Jubiläumskonferenz kolportiert wurde, nicht streiten würden, ist übrigens auch so ein Gerücht: Der vorliegende Beitrag von Klaus Weber (S. 4), eine Reaktion auf unseren Beitrag zur formierten Gesellschaft, stieß durchaus auf geteilte Meinungen in der Redaktion – wir stellen seine Thesen zur »Vervolksgemeinschaftung« in der Innen- und Außenpolitik hier zur Diskussion. Die Kontroverse motiviert uns dazu, Euch, geneigte Leserinnen und Leser, einzuladen, sich auch im express an einer entsprechenden Debatte zu beteiligen. Aber das gilt nicht nur für diesen Beitrag, das gilt natürlich ganz allgemein. Wir rühmen uns, obwohl technisch manchmal in den 1980er Jahren stecken geblieben, eines sehr dynamischen Autor:innen-Leser:innen-Redakteur:innen-Verhältnisses, in dem diese Identitäten jederzeit fröhlich geque(e)rt werden dürfen.

Eigentlich muss man nicht immer extra dazusagen, dass von Autor:innen gezeichnete Artikel die Meinung eben dieser wiedergeben und nicht die Position einer Redaktion, deren Bild von »sozialistischer Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit« homogen oder gar sakrosankt sei. Wir betonen das an dieser Stelle noch einmal, weil uns zu Ohren gekommen ist, dass Teile der außerparlamentarischen Linken darauf warten, was denn der express zu den ver.di-internen Debatten rund um die fristlose Kündigung von Orhan Akman und dessen Abberufung als Bundesfachgruppenleiter für den Einzel- und Online-Handel durch ver.di sagen wird.

Aufgeschoben, nicht aufgehoben: Das Thema beschäftigt uns natürlich und ist in Arbeit, ebenso wie einige andere, die im aktuellen express (noch) nicht vorkommen: die Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst und in Metall + Elektro und natürlich der siedend heiße Herbst. Das wird aber nie bedeuten, dass man zu diesem oder einem anderen Thema einfach so eine Position aus dem express klauben kann, man wird sich auch weiter selber positionieren müssen.

Oder aber, denn das wäre dann doch eine adäquate Beschreibung der express-Position, sich zwischen die Stühle setzen. In diesem Sinne: Wir wünschen eine angenehme Lektüre im Wollpulli unter der Kuscheldecke!

Bildnachweis

Die hoffnungsvollen und mitreißenden Proteste im Iran (siehe S. 9) haben uns motiviert, die Bildstrecke dieser Ausgabe entsprechend zu gestalten. Wir haben dabei zurückgegriffen auf Urlaubsbilder unserer Abonnent:innen Jochen und Kristina Lohoff. Die weiteren Bilder wurden mit creative commons License (siehe Angaben am jeweiligen Bild) von flickr entnommen. Wir danken!