express 6/2025 erschienen!
Inhalt
Gewerkschaften Inland
Konstantin Kieser und Tobias Gellenthien: »Wenig Zeit für Diskussion« − über den Gewerkschaftstag der GEW 8
Ulrich Maaz: »Steigende Arbeitslosigkeit und Fachkräftemangel – ein Widerspruch?« − Erwerbslosigkeit und Beschäftigung 16
Betriebsspiegel
Tobi Rosswog: »Von der Auto- zur Mobilitätsindustrie« − Rede auf der Hauptversammlung von BMW 2
Kira Schmittke: »Keine Kriegsproduktion bei VW!« – Rede auf der Hauptversammlung von VW 3
Benjamin Rauch und Lilian Korner: »Was macht ein Hilfskräfterat?« − Aufbau eines neuen Personalvertretungsgremiums 7
Arbeitsrechte in prekären Lebenslagen (5)
»Man darf nicht krank werden, Schwangerschaft ist auch nicht gut« – Niko Huke im Gespräch mit Magdalena Morgenroth, Aldona Kucharczuk und Viktoria Brandt 4
Bewegung mit Recht, Folge 33
Rene Kluge: »Wir dürfen keine Leerräume der Mitbestimmung zulassen!« − über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz 9
Europa Express, Folge 11
Roland Erne: »Desaster vorerst abgewendet« − Präsidentschaftswahl in Rumänien 12
Internationales
Andre Schmidt: »Auf der Suche nach ›Hope‹ und ›Strategy‹« − Konferenz sucht Antworten auf Autoritarismus 10
Heiner Dribbusch: »Die Nelken sind verwelkt« − Deutliche Niederlage der Linken bei der Parlamentswahl in Portugal 11
»Angst, Apathie und Aufbruch bei Amazon in Japan« − Hans-Christian Stephan im Gespräch mit Mac Urata 13
»Amazon in Indien: Zeugnisse der Beschäftigten« 13
Jonathan Rosenblum und Laura Montanari: »Shut Down Its Distribution« − Amazon an den Verhandlungstisch gezwungen 15
Rezension
Daniel Behruzi: »Jede Menge Organisierung. An den Hochschulen tut sich was« – über »Arbeitskämpfe an Hochschulen« 8
Editorial
Geneigte Leserinnen und Leser,
wer wie wir eine Monatszeitung produziert, hat es gut. Uns sitzt der Stress, pünktlich fertig zu werden, nicht täglich oder wöchentlich im Nacken, sondern nur zehnmal im Jahr. Und wir sind ein bisschen flexibler als andere Zeitungen. Bei einer Tageszeitung würden sich die Leute sehr wundern, wenn sie mal einen Tag nicht erschiene, und bei einer Wochenzeitung haben die Leser:innen auch irgendwann raus, wann sie in der Regel herauskommt.
Wir dagegen können unseren Erscheinungstermin recht unkompliziert mal eine Woche nach vorn oder hinten verlegen. Dafür müssen wir Euch, liebe Leser:innen, nicht einmal Bescheid geben – nur der Druckerei. Und dem Versand. Und den anderen Redaktionsmitgliedern. Und den Autor:innen. Also doch nicht ganz so unkompliziert, aber immerhin möglich.
Dieses Mal haben wir unsere Erscheinungstermine nur für Euch, liebe Leser:innen, angepasst: Bis zur nächsten express-Ausgabe wird es nur drei Wochen dauern – der Sommer mit ausgiebiger Zeitungslektüre kann kommen, juhu!
Weniger erfreulich als diese Aussichten sind die Zustände, um die es in dieser Ausgabe geht: sexuelle Belästigung im Betrieb (S. 9), Wanderarbeiter:innen, denen horrende Mieten für miese Unterkünfte abgeknöpft werden (S. 1) und Beschäftigte, die drangsaliert werden, wenn sie schwanger oder krank werden (S. 4). Hart ist auch der Arbeitsalltag bei Amazon. Dafür gibt es dort eine transnationale Vernetzung der Arbeiter:innen und weltweite Kämpfe, denen wir einen kleinen Schwerpunkt gewidmet haben (S. 13-15).
Wer es persönlich besser haben will, könnte sich denken: Dann geh ich eben studieren. Gar keine schlechte Idee, denn die Unternehmen, die immerzu über den Fachkräftemangel klagen, investieren selbst kaum in Weiterbildung und Umschulung (S. 16). An den Hochschulen der Bundesrepublik sieht es allerdings auch nicht allzu rosig aus, wie unser anderer kleiner Schwerpunkt zum Thema Bildung zeigt. Duale Student:innen fallen durchs Raster des Berufsbildungsgesetzes (S. 5) und studentische Beschäftigte haben große Mühen, eine eigene Personalvertretung aufzubauen (S. 7). Immerhin: Auch an den Hochschulen gibt es Arbeitskämpfe (S. 8).
Die organisiert neben ver.di die GEW, deren Gewerkschaftstag kürzlich stattfand (S. 8). Gewählt wurde nicht bloß bei der GEW, sondern auch in Portugal das Parlament (S. 11) und in Rumänien der Präsident (S. 12). Wie Gewerkschaften in den USA mit einem autoritären Präsidenten umgehen, beleuchten wir ebenso (S. 10). Kein Hort der Demokratie sind Aktionärsversammlungen. Trotzdem gibt es dort manchmal Aktionär:innen, die daran erinnern, dass es Kritik an der Konzernpolitik gibt – so passiert auf den Hauptversammlungen von BMW und VW (S. 2-3) im Mai.
Wir wünschen anregende Lektüre!
Bildnachweis
»In diesem Buch geht es um zwei Frauen, die auf unterschiedliche Weise vom Schweigen betroffen waren. Dem privaten Verstummen und dem politischen Vertuschen.« So stellt Birgit Weyhe ihre Graphic Novel »Schweigen« selbst vor. Die eine der beiden Frauen, Ellen Marx, war eine deutsche Jüdin, die 1939 nach Buenos Aires floh. Ihre Tochter Nora »verschwand« 1977 unter der argentinischen Militärjunta. Ellen forderte öffentlich die Aufklärung des massenhaften Verschwindens, konnte aber privat über das Schicksal ihrer Tochter nur schweigen.
Die andere, Elisabeth Käsemann, war eine deutsche Studentin, die zwecks Solidaritätsarbeit nach Südamerika ging. Wie Nora »verschwand« sie 1977. Über ihr Schicksal schwieg die deutsche Bundesregierung, die sich nicht für ihre Freilassung einsetzte.
Die Graphic Novel ordnet das Leben der beiden Frauen in den historischen Kontext ein, der getrennt von den Erzählpassagen in grafisch ebenso ansprechender Form erklärt wird.
Wir danken dem Avant-Verlag herzlich für die Überlassung der Bilder!