express 7/2025 erschienen!
Inhalt
Gewerkschaften Inland
Renate Hürtgen: »Wie steht es um die Demokratie im sächsischen Betrieb?« – Bestandsaufnahme mit vorsichtig positivem Ausgang 6
Heiner Dribbusch: »Ver.di kritisiert Nato-Aufrüstungsbeschluss« – Gewerkschaftslinke vor schwierigen Fragen 9
Marcus Schwarzbach: »Aktiv gegen Kriegstüchtigkeit« – Das BetrVG antimilitaristisch nutzen 12
Betriebsspiegel
Arbeitsrechte in prekären Lebenslagen (7)
»Die Arbeitgeber schikanieren Streikende mit allen Mitteln« – Nikolai Huke im Gespräch mit Monika Górka 3
Politik und Debatte
Lucas Rudolph: »Zaghafter Widerstand« – Warum die Verteidigung des Achtstundentags so schwer fällt 1
Sascha Regier: »Nicht so staatstragend!« – Die Demokratisierung der Wirtschaft sollte Thema politischer Bildung sein 7
Slave Cubela: »Ticket der Teilnahmslosigkeit« – Das Fortleben der Imperialismustheorie 10
Internationales
Robert Schlosser: »The Golden Age is Coming« – Die ökonomischen Folgen der US-amerikanischen Zollpolitik 14
Rezensionen
Andreas Bachmann: »Immer weiter nach rechts?« – Klaus Lang zur Entwicklung der Unionsparteien 8
Peter Nowak: »Reformer der Gewerkschaftspresse und Gegner des NS« – Würdigung des Gewerkschafters Hermann Scheffler 13
Wolfgang Völker: »Liebe Arbeitswelt…« – Lesetipp für den Sommer 16
Editorial
Geneigte Leserinnen und Leser,
manche von Euch erinnern sich vielleicht noch an die Zeiten, als wir mehr oder weniger regelmäßig Leserbriefe abgedruckt haben. Das ist schon länger nicht mehr passiert. Keineswegs liegt das daran, dass wir die Zuschriften unserer Leser:innen nicht mehr für wichtig oder veröffentlichungswürdig hielten. Der express war und bleibt eine Diskussionsplattform, wir wollen zum Ein- und Widerspruch anregen.
Der Grund ist: Es erreichen uns derzeit einfach kaum Leserbriefe. Liegt es daran, dass man sich im Zeitalter der digitalen Kommunikation nicht mehr an den Schreibtisch setzt und eine Erwiderung schreibt, wenn man einen Artikel gelesen hat, mit dem man nicht einverstanden ist? Man kann die eigenen Gedanken ja in Windeseile mit der eigenen Bubble teilen, deren Zuspruch man sich sicher sein darf. Vielleicht sind auch einfach alle zu gestresst und beschäftigt, um sich einer so brotlosen Aufgabe zu widmen? Wir können uns ebenso vorstellen, dass Leserbriefe in dem Maße aus der Mode gekommen sind, in dem das Selbermachen von Medien zurückgetreten ist hinter das Konsumieren.
Was uns dagegen in den letzten Monaten erreicht hat, sind wiederkehrende Bitten, wir sollten uns doch mal mit einem Thema beschäftigen, das einigen von Euch bisher zu kurz kam: Krieg und Frieden. Da wir uns bekanntlich durch nichts so auszeichnen wie durch Begeisterung für (unsere) arbeitenden Leser:innen bzw. für lesende Arbeiter:innen – von unserer Begeisterung für jene gepanzerten Tiere, die wissenschaftlich als »Testudinata« bezeichnet werden und sich durch eine gewisse erdgeschichtlich belegte Resilienz auszeichnen, mal abgesehen –, haben wir uns dem angenommen. Wenn Ihr uns nicht schreibt, schreiben wir Euch eben: Die Ausgabe, die Ihr in den Händen haltet, widmet sich mit einem kleinen Schwerpunkt (S. 9-12) jener Frage, die (nicht nur) in der Gewerkschaftslinken so kontrovers diskutiert wird.
Auch sonst halten wir uns in dieser Ausgabe an Kontroversen: Unter Gewerkschafter:innen wenig umstritten, dafür umso mehr in den Medien und der Bundespolitik ist die Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit (S. 1). Wie die Erfahrungen in der Arbeitswelt zu rechtsextremen Einstellungen beitragen, da ist man sich auch nicht ganz einig (S. 6), und keiner weiß wohl genau, wie der Handelskonflikt zwischen den USA, Europa und China sich weiter entwickeln wird (S. 14).
Alles wenig erfreuliche Themen – das gilt auch für die Schikane von Streikenden im Einzelhandel (S. 3) und das etwas engstirnige Verständnis politischer Bildung in den Schulen (S. 7). Damit Ihr Euch beim Lesen nicht nur ärgert, berichten wir ebenso vom Erfolg der Beschäftigten bei CFM (S. 4), der Servicetochter der Berliner Charité, und warten mit gleich drei Buchempfehlungen für die anstehende Urlaubszeit auf (S. 8, 13, 16), darunter sogar mal die sogenannte schöne Literatur.
Wir wünschen anregende Lektüre!
Bildnachweis
Nicht Herr Rossi, sondern Ville sucht in dieser Ausgabe des express das Glück. Er ist ein junger, ehrgeiziger Comicautor aus Finnland, der am Anfang einer vielversprechenden Karriere steht. Von seiner Genialität überzeugt, eilt er nach Paris, um seine Chance zu ergreifen, doch dort läuft nicht alles so, wie er es sich vorgestellt hat.
Mit Humor und Selbstironie zeichnet Ville Ranta eine autobiografisch geprägte Satire auf den Comicbetrieb und die Schwierigkeiten, ungehinderte Kreativität und kommerziellen Erfolg zu verbinden. Uns geht es da gar nicht so anders, auch wenn wir selbstverständlich weder hinter kommerziellem Erfolg her sind, noch am Anfang (und schon gar nicht einer »Karriere«) stehen. Ja, ja, auch über unsere Kreativität kann man streiten, aber immerhin: Im Geld schwimmen wir wirklich nicht, siehe den beiliegenden Spendenaufruf, und nicht nur darum fühlen wir uns dem jungen Künstler verbunden.
Wir danken dem Reprodukt-Verlag herzlich für die Überlassung der Bilder!