express 4/2025 erschienen!
Inhalt
Gewerkschaften Inland
Johannes Specht: »(Kaum) mehr als Mindestlohn« – Abschluss in der Systemgastronomie 3
Ulrich Maaz: »Ausgebremst« – zum TVöD-Verhandlungsergebnis 4
Betriebsspiegel
Geert Naber: »Fit for Growth« – Tarifabschluss, Stellenabbau und neues Geschäftsmodell bei DHL 6
»Betriebsräte zu Co-Managern?« – Erinnerungen von Wolfgang Schaumberg 8
Initiative Uni Göttingen Unbefristet: »Warum nicht ein Betreuungsstreik?« 19
Arbeitsrechte in prekären Lebenslagen (4)
Politik und Debatte
Internationales
Rezensionen
Nachruf
Zum Tod von Dieter Marcello 20
Editorial
Geneigte Leserinnen und Leser,
»Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin«. Dieser Spruch, den Ihr vielleicht von Fußballfans kennt, die dem Finale des DFB-Pokals im Berliner Olympiastadion entgegenfiebern, geht schon länger in der Redaktion des express um. Zwar gibt es redaktionsintern beträchtliche Unterschiede, was das Interesse am Ballsport angeht, aber gemeinsam freuen wir uns auf die sogenannte »Streikkonferenz« der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die vom 2. bis 4. Mai an der TU Berlin stattfindet.
Diese Ausgabe erreicht nicht nur unsere Abonennt:innen, sondern auch jene, die auf der Streikkonferenz zugegen sind. Höchstoffiziell sind wir als Medienpartner eingeladen. Finden könnt Ihr uns in der Ausstellerfläche im Erdgeschoss des Mathematikgebäudes der TU. Die Architekturinteressierten in der Redaktion freut das besonders, denn die Architekt:innen Georg Kohlmaier, Barna von Sartory und Helma Karau wagten die seltene Verbindung von brutalistischen Elementen und einer Glasfassade. Die Innengestaltung des Mathematikgebäudes passt auch ganz gut zu uns, es sieht dort nämlich ein bisschen so aus, als wäre noch 1962 und der express gerade frisch gegründet.
Inhaltlich steht die diesjährige Streikkonferenz unter dem Motto »Gegenmacht im Gegenwind«. Es soll also um die Frage gehen, ob gewerkschaftliche Organisierung als Mittel gegen den gesellschaftlichen Rechtsruck dienen kann. Bemerkenswert erscheint uns jedenfalls, dass gewerkschaftlich organisierte Lohnabhängige teilweise häufiger rechts wählen als nicht organisierte (S. 12) – insbesondere, weil DGB und Mitgliedsgewerkschaften angesichts solcher Ergebnisse auf Tauchstation gehen. Als Debattenbeitrag zur Streikkonferenz stellen wir daher gerade eine Broschüre zusammen, die Artikel aus dem express der letzten beiden Jahre zur autoritären Entwicklung enthält.
Auch sonst haben wir uns größte Mühe gegeben, diese Ausgabe auf den besonderen Anlass hin abzustimmen: Diskutiert werden unter anderem die Tarifergebnisse im öffentlichen Dienst (S. 4) und in der Systemgastro (S. 3), wir berichten über »Betreuungsstreiks« an Hochschulen (S. 19), die Folgen des ›wilden‹ Streiks bei Uber Eats (S. 7) und des gar nicht so wilden Tarifvertrags für die Post (S. 6). Außerdem stellen wir den lokalen Versuch der IGM im Osten der Republik vor, ihre Mitglieder zu selbsttätigen Subjekten ihrer Geschichte zu machen (S. 10) – nicht zu vergessen die Berichte von Aktiven und Beteiligten über den Streik als Mittel gegen Betriebsschließung bei Tadano (S. 1) und die ersten ›(bezirks-)grenzüberschreitenden‹ Solistreiks in der zweitgrößten Gewerkschaft der Welt (S. 15). Dies auch, damit dem allgemeinen Trend des abnehmenden Arbeitskampfvolumens entgegengewirkt werden kann (S. 9).
Um all das (und noch viel mehr An- und Aufregendes) unterzubringen, mussten wir den Seitenumfang wieder einmal erhöhen – unser Geschenk an Euch. Wir wünschen anregende Lektüre – bis bald in Berlin!
Bildnachweis
Unsere Bildstrecke führt diesmal in die Welt der Landwirtschaft. In einer Mischung aus Memoiren, Reisebericht, Sachbuch und Essay erzählt Craig Thompson von Klassenunterschieden, persönlichen Erfahrungen und dem starken Band zwischen ungleichen Geschwistern. Beleuchtet werden auch globale Themen wie Ackerbau, Kolonisierung, Massentierhaltung, Naturheilkunde – und nicht zuletzt »erschöpfende« Details zur Produktion der Ginsengwurzel. Manche versprechen sich von deren Konsum ein langes Leben und ewige Schönheit, andere erleiden gesundheitliche Schäden bei ihrer Herstellung.
Wir bedanken uns herzlich beim Reprodukt-Verlag für die Überlassung der Illustrationen!