express 02-03/2022 erschienen!

express 02-03/2022 erschienen!

Gesamtausgabe zum Download

Inhaltsverzeichnis

Gewerkschaften Inland

SuE-Solibündnis Kassel: »Sie nennen es Liebe, wir Arbeit« – Streikaufruf zum 8. März 1

AG feministische Lohnarbeitskämpfe: »Für eine fürsorgliche Gesellschaft« – Tarifkampf im
Sozial- und Erziehungsdienst 6

Imke Heller: »Dann geben wir die Straße wieder zurück?« – Mit Organizing zum feministischen Streik 6

Yanira Wolf: »Haltung bewahren« – Renitent bleiben im gewerkschaftlichen Organizing 8

Julika Bürgin: »Embedded Gesellschaft?« – Politische Bildung und »wehrhafte Demokratie« 16

Offener Brief an die GEW: »Gegen ›wehrhafte Demokratie‹ und ›Extremismusklauseln‹ aller Art« 17

Forum Kritische Politische Bildung: »Ist (politische) Bildung der ›wehrhaften Demokratie‹
verpflichtet?« 17

Betriebsspiegel

Sebastian Durben: »Einzig realistische Alternative: enteignen« – Perspektiven der Kämpfe um
ein privatisiertes Uniklinikum 9

Wolfgang Schaumberg: »Von nix kommt nix, nä?« – Möglichkeiten und Grenzen kritischer
Betriebsratsarbeit, Teil 1 12

Roland Kohsiek: »Weitgehend oder durchgehend prekär?« – Arbeitsbedingungen in der
(beruflichen) Weiterbildung 14

Bewegung mit Recht

Rene Kluge: »Frauen* im und in den Betriebsrat« – Wer ist das Minderheitengeschlecht? 2

Politik & Debatte

Jürgen Klausenitzer: »Letzte Option oder unverhältnismäßige Biopolitik?« – Leserbrief
zur Impfpflichtdiskussion des vdää 4

ver.di-Betriebsgruppe Uniklinikum Düsseldorf: »Ja zum Impfen – Nein zur Impfpflicht« –
Positionspapier einer Betriebsgruppe 5

Internationales

Sozialistische Bewegung Kasachstans: »Öl ist nicht alles« – Streiks in Kasachstan halten an 18

Bernd Gehrke: »In Memoriam Memorial?« – Das Putin-Regime will die Schandflecken
der Sowjetunion unkenntlich machen 19

Re-Visited

Renate Braeg: »Die schlagen uns tot« – Zum Streik bei Hella Lippstadt, aus dem express 1973 11

Rezensionen

Torsten Bewernitz: »Gute Arbeiterlieder sind rar« – zu Bernd Köhlers »Haltlos« 3

Wolfgang Hien: »Erleuchtete Arbeiterinnen« – die »Radium Girls« und ihr Kampf um Gerechtigkeit 20

Nachruf

Rainer Jansen (GoG) ist verstorben 3

Kurzes

Antipasti 5

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

kürzlich haben wir mal gezählt, welche Themen wir denn so ganz regelmäßig im express bedenken und welche eher hinten runterfallen. Ganz vorne dabei sind Migration (einschl. Fleisch­industrie) und prekäre Arbeitsverhältnisse (einschl. amazon), gefolgt von der Automobilindustrie. Platz 3 teilen sich Einzelhandel, der Care-Sektor und die Erwerbslosigkeit – gezählt jeweils seit Anfang 2018.

Wir wollen das an dieser Stelle gar nicht weiter vertiefen, es fiel uns nur wieder ein, weil wir uns jedes Jahr kurz vor dem 8. März die Frage stellen, ob wir denn die Geschlechterverhältnisse auch berücksichtigt haben. Unsere Kurz­statistik zeigt: Das Thema ist im stabilen Mittelfeld. Allerdings, und hier wird’s schwierig, wenn man es nicht mit der »Gedöns«-These des Genossen der Bosse hält: Zählt man »Ge­schlecht« als eigenes Thema oder ist das eine Querschnittsaufgabe?

Wie dem auch sei: Wir haben den Frauen*-streik zu einem expliziten Schwerpunkt ausgebaut mit dem Aufruf des Kasseler SuE-Solibündnisses (S. 1), einer gewerkschaftlichen Sicht auf die entsprechenden Tarifverhandlungen (S. 6) und einem Einblick in ein studentisches Forschungsprojekt zum Thema (S. 6). Abgerundet ist unser feministischer Schwerpunkt mit der aktuellen Folge von »Bewegung mit Recht« (S. 2), einem Reprint zum Streik bei Hella Lippstadt 1973 (S. 11) aus unserer Reihe »express: revisited« zum Jubiläumsjahr und der Bild­strecke aus der wunderbaren Graphic Novel »Radium Girls (S. 20).

René Kluge gibt uns in seiner Kolumne auch das zweite wichtige aktuelle Stichwort: die anstehenden Betriebsratswahlen. Darüber haben wir sehr ausführlich mit Redaktionsmitglied Wolfgang Schaumberg gesprochen (S. 12) – so ausführlich, dass wir die Dokumentation dieses Gesprächs im nächsten express fortsetzen müssen.

Bis dahin aber, geneigte Leserinnen und Leser, müsst ihr euch noch ein wenig gedulden, denn wir verabschieden uns dieses Jahr aus Personalgründen sehr früh in unsere erste Pause. In den Händen haltet ihr schon die erste Doppelnummer, soll heißen: den nächsten express erhaltet ihr erst im April. Dafür dann aber etwas früher im Monat als gewohnt.

Zurück zur Statistik: Es gibt natürlich auch ein paar Themen, die im express nicht so stark aufgestellt sind, obwohl sie es durchaus nötig hätten. Dazu gehört tatsächlich auch der Bereich Bildung und Wissenschaft – oder halt, haben wir den nicht unter »prekäre Beschäftigung« schon abgearbeitet und statistisch erfasst? Nicht ganz, wie die Beiträge von Roland Kohsiek (S. 14) und Julika Bürgin (S. 16) zeigen. Dennoch ist es vor dem Hintergrund ein wenig peinlich, dass wir die Kollegin Angela Bankert als Co-Autorin des Kommentars zum TV-Ab­schluss im Öffentlichen Dienst der Länder in der letzten Ausgabe des express ver.di zugeschlagen haben statt der GEW, in der sie eigentlich Mitglied ist. Wir bitten um Nachsicht und Entschuldigung – gerade angesichts dieses prak­tizierten Beispiels für gewerkschaftsübergreifende Kooperation statt Kannibalismus.

Und wo wir schon dabei sind: Bilden diese (und weitere) Themenschwerpunkte eigentlich eure Interessen ab, geneigte Leserinnen und Leser? Gut, so ungefähr können wir uns durchaus ein Bild machen angesichts langsam, aber stetig steigender Abozahlen, aber auch angesichts einer enger werdenden Kommunikation mit vielen von euch. Dennoch: Wem die 20 Seiten Lesestoff des vorliegenden express nicht ausreichen, wer Lücken gefüllt sehen oder selbst füllen möchte, der/die kann ja gerne zur Feder oder in die Tasten greifen bis zum Erscheinen der Aprilausgabe – und natürlich auch darüber hinaus! Wir wünschen bis dahin eine anregende Lektüre! Bleibt schön negativ und dafür aktiv!

Bildnachweise

Die Bildstrecke der vorliegenden Ausgabe wird geziert von Panels aus der Graphic Novel »Radium Girls« der Künstlerin Cy. Ausführliches zu dieser recht wenig bekannten, aber deswegen nicht weniger wichtigen Episode aus der US-amerikanischen Arbeiterbewegungs- wie auch feministischen Geschichte findet sich in der Rezension von Wolfgang Hien auf Seite 20. Wir danken dem Verlag und allen Beteiligten für die freundliche Überlassung und legen unseren Leser:innen den Comic (wenn wir ihn so profan bezeichnen dürfen) an dieser Stelle nochmals ausdrücklich ans Herz.

Cy: »Radium Girls – Ihr Kampf um Gerechtigkeit.« Carlsen-Verlag, Hamburg 2022. ISBN 9782344033449. 136 Seiten, vierfarbig, 20 Euro.

express 01/2022 erschienen!

express 01/2022 erschienen!

Gesamtausgabe zum Download

Inhaltsverzeichnis

Gewerkschaften Inland

Tobias Salin: »In the year 2030« – Bericht aus der Zukunft des Arbeitskampfs            1

Angela Bankert, Helmut Born, Jürgen Senge: »Enttäuschend« –Bewertung des TV-L  5

Clemens Melzer: »Gleiche Stulle, gleicher Tarif?« –Tariflöhne auf dem Bau                 8

Betriebsspiegel

»Work Watch braucht Unterstützung!« – Spendenkampagne 2021/2022               2

Christian Lelek: »Das Repertoire erweitern« – »Aktive Pause« im Arbeitskampf             10

Bewegung mit Recht

Rene Kluge: »Positiv bis problematisch« – Ampelregierung: Was ändert sich für Betriebsräte?            14

Politik & Debatte

»Letzte Option oder unverhältnismäßige Biopolitik?« – Eine Diskussion zur Impfpflicht – aus dem vdää                             6

Internationales

Alex N. Press: »Irgendeine Art von Störung« – Tarifbewegung der amerikanischen Docker                         9

Peter Scherrer: »Generalni Štrajk« – Schlaglichter aus Bosnien-Herzegowina  12

Re-Visited

Jean Paul Sartre: »Die Legende vom Missverständnis« – aus der Nullnummer des express international                    3

Redaktion express international: »Wir sind dafür« – das erste Editorial                3

Rezensionen

Wolfgang Völker: »Die gemischte Wohlfahrtsökonomie« – über das Buch »Community-Kapitalismus«                         13

Jens Kastner: »Praxis mit utopischer Ausstrahlung« – Geschichte der Solidarität                  15

Renate Hürtgen: »Das fehlende Band der Solidarität« – über das Buch »Unbedingte Solidarität«                              16

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

der Januar ist halb um, es fühlt sich komisch an, jetzt noch ein frohes neues Jahr zu wünschen. Zumal uns das als berufliche Schwarzmaler:innen sowieso nicht leicht von den Tasten geht.

Also lassen wir das und sagen lieber: Es hat begonnen, das Jahr des 60. Jubiläums des express! Wir haben viel vor und mit einigem davon wollen wir schon in dieser Ausgabe beginnen: Im Jahr 2022 wird euch in – hoffentlich – jedem express ein Artikel aus den vergangenen sechs Jahrzehnten begegnen, dem es sicher manchmal, aber seltener, als man denken würde, an Aktualitätsbezug mangelt. Ob das als Zeichen unseres guten Riechers oder als Ausdruck der Geschwindigkeit gesellschaftlicher Veränderung zu interpretieren ist, überlassen wir eurer Deutung. Der erste Blick zurück mit dem Editorial der Stunde Null und Ausführungen Sartres zur ideologischen Figur des Missverständnis (S. 3) mag einen zu so mancher Erkenntnis auch über die heutigen Verhältnisse anregen. Ähnlich vor- und zurück­blickend nähert sich Tobias Salin den gewerkschaftlichen Kämpfen um Arbeitszeit (S. 1).

Zur Einleitung des Betriebsratswahljahres wollten wir den Beitrag unseres Arbeitsrechts­experten René Kluge (S. 4) eigentlich mit einem ausführlichen Interview zur Überwindung betriebsrätlicher Grenzen durch exemplarisches Lernen mit unserem geschätzten Redaktions­mitglied Wolfgang Schaumberg garnieren, der selbst jahrelang im Betriebsrat bei Opel Bochum aktiv war und bis heute Mitglied der der Betriebsgruppe GOG ist. Leider müssen wir euch damit auf die nächste Ausgabe vertrösten – es ist angesichts der schieren Fülle des Stoffs einfach nicht rechtzeitig fertig geworden.

Ansonsten treiben uns wieder einmal nicht weniger als die ganz großen Fragen um: z.B. die nach der Solidarität und dem Gehalt eines Begriffes, der wider alle gesellschaftlichen Verhältnisse aktuell in aller Munde zu sein scheint. Er begegnet uns in dieser Ausgabe nicht nur bei der Diskussion um eine allgemeine und arbeitsplatzbezogene Impfpflicht (S. 6), sondern auch in den Rezensionen von Renate Hürtgen und Jens Kastner (S. 15 und 16) und in den Grundsatzüberlegungen zum »Community-Kapitalismus«, d.h. dem Umbau des Wohl­fahrtstaates von Silke van Dyk und Tine Haubner, die von Wolfgang Völker zusammen­gefasst und kommentiert werden (S. 13). Selbstredend werfen wir auch einen Blick auf die vergangenen (S. 5 und 8) und mit Alex N. Press und Christian Lelek auf die anstehenden (S. 9 und 10) Klassenkämpfe unserer Zeit, auch wenn diese sich teils mehr im ›Planungszustand‹, teils im Bereich guter Vorsätze befinden, teil erst sehr zaghaft am Horizont aufscheinen oder auch schon wieder verblasst sind.

Wo wir bei Solidarität sind: Die, geneigte Leserinnen und Leser, habt ihr im vergangenen Jahr mit dem express auch höchst materiell gezeigt: 32.361,41 Euro haben unsere Spenden­kampagnen eingebracht. Das ist eine immense Leistung und zeigt uns, wie wichtig der express für viele immer noch ist! Ebenso wie die knapp 90 Neuabos des Jahres 2021. Ganz gegen den Medientrend wächst unsere Leser:innenschaft zwar langsam, aber beständig.

Diesen Trend wollen wir in unserem Jubiläumsjahr noch verstärken. Anregungen von euch, geneigte Leserinnen und Leser, sind dabei stets willkommen und werden mit bedacht. Zunächst jedoch wünschen wir eine anregende Lektüre!

Bildnachweise oder: I would prefer not to…

Immer wieder werden wir gefragt, inwieweit die Bebilderung der Beiträge zu den Letzteren passt – nicht selten fühlt sich der eine oder die andere Autor:in dabei unpassend ›veranschaulicht‹ oder gar gefoppt. Deswegen ein (er)klärendes Wort dazu: Die Bildstrecken des express haben immer einen eigenständigen Charakter, unabhängig von den einzelnen Artikeln der jeweiligen Ausgabe und höchstens mit einem, manchmal augenzwinkernden, Bezug zu bestimmten Schwerpunktthemen. Wir stellen damit eine bestimmte Künstlerin, einen Zeich-ner oder Fotografen vor oder laden zu einer Ausstellung ein. Soweit möglich, sortieren wir die Bilder thematisch, oft ist das aber gar nicht möglich.

Die Begründung für die Wahl der Bilder dieser Ausgabe, die uns der Splitter-Verlag freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, ist einfach: Just Ende Dezember ist die von uns mit Spannung erwartete Grafic Novel »Bartleby, der Schreiber« erschienen. Der Untertitel dieses Bands, der mit mattem Grau-Braun die Melancholie der auf einer Novelle Herman Melvilles zurückgehenden Hauptfigur in Szene setzt, ist der zweite Grund: »Eine Geschichte aus der Wall Street«, Sinnbild einer verrückten Moderne, in der im Winter Erdbeeren zu kaufen sind, die Maßstäbe dafür, was richtig und falsch, moralisch oder amoralisch ist, abhanden gekommen scheinen, und niemand mehr weiß, was zu tun ist. Und der dritte Grund: Dieser fleißige, junge Angestellte mit seinen hervorragenden Referenzen und Manieren, Stolz seines Chefs und Vorbild seiner Kollegen, spricht nicht (mehr) – außer jenen einzigen Satz »Ich möchte lieber nicht«. Eine konkrete Verweigerung? Eine allgemeine Haltung? Ein Rückzug? Ein Angriff? Irrsinn? Oder Klarsicht? Wem oder was gilt dieses höfliche, aber bestimmte Statement, das nicht nur seinen Chef, sondern bald – so scheint’s – die ganze Stadt beschäftigt? Man kann sich vieles denken…

Ob das etwas mit dieser Ausgabe oder gar einzelnen Beiträgen zu tun hat? Hm.

»Bartleby, der Schreiber«, Zeichnungen: José Luis Munuera, Übersetzung Tanja Krämling, nach der Vorlage von Herman Melville, Splitter-Verlag 2021, 72 Seiten, 18 Euro, ISBN: 978-3-96792-168-7