express 4/2024 erschienen!

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Inhalt

Gewerkschaften Inland

Heiner Dribbusch: »35-Stunden-Woche, aber nicht für alle « – GDL und DB haben sich geeinigt     8

Stephan Krull: »Etappensieg für die IG Metall« – Zur Betriebsratswahl bei Tesla 1

Betriebsspiegel

Lucas Rudolph: »Das Schwere, das schwer zu machen ist« – Die Hürden studentischen Organizings     6

Charly Außerhalb: »SPD wieder auf Kurs« – Hartz IV und die Verschärfung der Bürgergeldsanktionen     4

Bewegung mit Recht

René Kluge: »Professionelle PR-Arbeit?« – Mehr Nähe oder mehr Distanz zwischen BR und den Kolleg:innen?     3

Europa express

Roland Erne: »Konzernverantwortung« – EU ist einen großen Schritt weiter 10

Politik & Debatte

Miltiadis Oulios: »Brauchen wir einen Klima-Kommunismus?« – Vom Radfahren und Fliegen 9

Jörg Götz-Hege: »Wir wollen Frieden und keinen Krieg« – Dokumentiert: Rede zum Ostermarsch 10

Internationales

UAW: »Klage gegen Mercedes-Benz« – UAW klagt nach Lieferkettengesetz wegen gewerkschaftsfeindlicher Kampagne     7

Bernd Gehrke: »Hinterm Horizont geht’s weiter…« – Ukraine-Debatte: Ein Blick über den deutschen Gewerkschaftshorizont 11

Valentin Niebler: »Marginalisierung oder Gegenmacht?« – Gewerkschaftliche Organisierung in der Tech-Industrie 12

Birgit Daiber: »Das schöne Gesicht des Faschismus« – Giorgia Meloni und die italienischen Zustände 13

Re-Visited

Perke Heldt: » Meidet Westerland, so lange, bis dieser Massenmörder abgetreten ist« 15

Rezension

Peter Nowak: »Brechts Autositze« – Zur Biographie Hertha Gordon-Walchers« 16

Kurzes

Antipasti 2

Vermischte 4, 5

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

großspurig haben wir im letzten express angekündigt, dass euch im April eine Doppelnummer erwartet, denn im Mai wird kein express erscheinen, da haben wir anderes zu tun: Unter anderem findet ihr uns, wie unter »Dringliches« zu lesen, bei einer Podiumsdiskussion zum Thema »Gewerkschaften und Antifaschismus« und in Mannheim bei der Anarchistischen Buchmesse. Außerdem könnt ihr auf express-afp.info sehen, dass wir fleißig an der Home­page rumrödeln. Und wer versucht hat, uns im Büro anzurufen, weiß vielleicht auch: Wir müssen auch mal an der Telefonanlage rumschrauben – momentan sind wir telefonisch kaum erreichbar, aber wir arbeiten dran. Ein Teil der Redaktion recherchiert dann aber auch in Übersee, ob es stimmt, was man hört aus dem »Land of the Free« …

Allerdings war die Zeit zwischen Ausgabe 3 und Ausgabe 4 eng und wurde vom Osterhasen dominiert statt von der Schildkröte. Erstmals seit langer Zeit war die Zahl der eingegangenen Artikel deswegen … sagen wir mal: überschaubar.

Gewerkschaftlich präsentieren wir in der vorliegenden Ausgabe das Tarifergebnis zwischen GDL und Deutscher Bahn in verständlicher Sprache (S. 8) und die Betriebsratswahl bei Tesla in Grünheide jenseits der unternehmensrhetorischen Vermarktungstaktik (S. 1). Dazu passt wunderbar Valentin Nieblers Beitrag zur Emanzipation der Techworkers in den USA (S. 12). Und dieser wiederum verweist einerseits auf Schwierigkeiten des Organizing in gewerkschaftsfernen »Milieus«, wie sie Lucas Rudolph für studentische Beschäftigte (S. 11) und die UAW für die Südstaaten-Beschäftigten deutscher Autokonzerne auslotet (S. 7); andererseits auf einen internationalen Fokus, der uns erneut zum Thema Krieg führt (S. 10, 11) sowie nach Italien (S. 13).

Birgit Daibers Beitrag zum schönen Gesicht des Faschismus in Italien erscheint im Kontext unseres Jahresschwerpunkts zur extremen Rechten, den wir darüber hinaus mit dem Beitrag von Perke Heldt über die »Nestbeschmutzer«-Rolle der NGG im Umgang mit einem Nazi-Bürgermeister im Touristenidyll Sylt auch historisch beleuchten (S. 15) – was uns wieder zur eingangs benannten Podiumsdiskussion führt.

Neben diesen vielfältigen Aktivitäten lassen wir uns aber im Mai die Sonne auf den Pelz scheinen, und das, geneigte Leserinnen und Leser, solltet ihr auch tun, natürlich mit dem express als sonnenschutzgeeigneter Lektüre. Im Juni lesen wir uns wieder: dann wirklich im erweiterten Gewand einer Doppelnummer. Bis dahin: Heraus zum 1. Mai – und wer den express dort verteilen will, möge uns schreiben.

Bildnachweis

Vielleicht fragt Ihr Euch, wo die Zeitung, die Ihr gerade vor der Nase habt, überhaupt gemacht wird. Wer schon immer mal wissen wollte, wie es in den heiligen Hallen der express-Produktion aussieht, dem sei die Bildstrecke dieser Ausgabe empfohlen: Sie zeigt Innenansichten unseres Büros, aber auch die nicht eben barrierefreien Zu- und Ausgänge trotz einladendem Namen und Open-Door-Anschein. Ja, wir residieren im Europa-Haus – der Name ein Relikt aus den besseren Zeiten der »Rauchwaren«-Sweatshops, die in der Niddastraße ihren Sitz und ihre Gildenamen auf den Häusern verewigt hatten. Ein Ewigkeitsversprechen, dem die griechisch dominierte Pelzhandelsbranche nicht nachkommen konnte – so wenig wie die EU die ihr und ihren »Werten« Zugeneigten mit offenen Armen empfängt. Apropos Ewigkeit: Das Innere ist auch deshalb einen Blick wert, weil nichts bleibt, wie es ist. Weil die Wähler:innen anders entschieden haben, kommt es, wie es kommen musste: Wir verlieren mit der Rosa Luxemburg Stiftung Hessen einen unserer geschätzten Bürogemeinschaftspartner. Zusammen mit dem altehrwürdigen TIE-Bildungswerk suchen wir nun eine/n Dritte/n im Bunde. Anders als die EU und die Frankfurter Polizeipolizei heißen wir Euch willkommen im Mittelpunkt der Erde, dem wilden Bahnhofsviertel und seinen charmanten Produktionsetagen mit Ausblick auf den Finanzplatz und den Straßenhandel.

express 2/2024 erschienen!

express 2/2024 erschienen!

Inhalt

Gewerkschaften Inland

Timo Daum und Theresa Pfaff: »Die IG Metall muss mehr wollen« – Zum Transformationsverständnis der IG Metall 3

Daum/Pfaff: Die IG Metall muss mehr wollen. Für eine digital-elektrische Mobilitätsindustrie, Dezember 2023 (kompletter Beitrag)

Wolfgang Schaumberg: »Kadaverkehrswende« – Kommentar zu »Die IG Metall muss mehr wollen« 3

Heiner Dribbusch: »Silberstreifen am Horizont?« – Mitgliederentwicklung der Gewerkschaften 2023 4

Ulrich Maaz: Gewerkschaftsspiegel aktuell 5

Anton Kobel: »Anfang und (kein?) Ende in Sicht!« – Tarifrunde Einzelhandel seit fast einem Jahr 6

Sybille Güniker: »Sagt mal, geht’s noch?« – Redebeitrag der IGM-Jugend Frankfurt gegen Rechts 12

Betriebsspiegel

Gregor Kritidis: »Arg muss sich der Bauer quälen« – Agrarkrise, Höfesterben und Bauernproteste 8

Anton Kobel: »Die Kaufhäuser denen, die sie brauchen!« – Wie weiter mit Galeria Kaufhof Karstadt? 11

Bewegung mit Recht

René Kluge: »Soll der Betriebsrat beim Klimaschutz mitbestimmen?« 10

Politik und Debatte

Eike Sanders: »Umdeuten, auslöschen, disziplinieren« – Antifeminismus im Mainstream und in der (extremen) Rechten 1

Lia Becker, Atlanta Ina Beyer und Katharina Pühl: »Zeit, zurückzubeißen« – Plädoyer für intersektionale, queere Klassenperspektiven 7

Internationales

Cedric Büchling: »Eine (nicht) besetzte Fabrik« – Zu Besuch bei ex:GKN in Florenz     13

Renate Hürtgen: »Wo steht die gewerkschaftliche Linke nach zwei Jahren Krieg in der Ukraine?« – Wie gut sind wir auf die kommenden imperialen Kriege vorbereitet? 14

Nachrufe

Rainer Erd, Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn, Walther Müller-Jentsch, Richard Ullmer: Erinnerungen an Otto Jacobi (1938 – 2024) 16

Jörg Reitzig: »Flüchtling, Gewerkschafter, politischer Intellektueller« – Was Linke von Oskar Negt (1934 – 2024) lernen könnten 19

Kurzwaren

Info aus der Verwaltung  2

Vermischte 9, 18

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

traditionell ist die Februar-Ausgabe des express geprägt von feministischen und queeren Posi­tionierungen und Beiträgen. Mit der Tradition ist das so eine Sache: Man könnte sie für reine Makulatur halten, denn wir machen das natürlich, weil die Februar-Ausgabe die am 8. März aktuelle ist. Und uns ist sehr bewusst, dass eine Betonung des Feminismus am oder zum 8. März nur ein welkes Feigenblättchen wäre.

Deswegen ist es vielleicht auch nicht weiter schlimm, dass wir heuer mit dieser Tradition bre­chen. Denn diese Ausgabe des express steht im Zeichen alter, weißer Männer. Namentlich zwei von ihnen: Otto Jacobi (S. 16–18) und Oskar Negt (S. 19, 20). Jörg Reitzig zeigt, wie le­bendig die Arbeit mit Oskar Negts Überlegungen heute noch ist und weiter sein kann. (S. 19) Zu unserem ehemaligen Redakteur Otto Jacobi erreichten uns persönliche Erinnerungen, die wir euch, geneigte Leserinnen und Leser, auch deswegen ans Herz legen, weil sie ein Blick in die Geschichte dieser Zeitung und ihrer/unserer Anliegen sind – letztlich dann doch ein An­schluss an Tradition …

Ergänzend empfehlen wir aus diesem Anlass den Bericht von Otto Jacobi auf unserem You­tube-Kanal. Für beide Persönlichkeiten ist das letzte Wort im express noch nicht gedruckt – wir werden uns in der nächsten Ausgabe weiter mit dem Erbe auseinandersetzen.

Selbstverständlich fällt der 8. März nicht ganz unter den Tisch: Eine erfrischende Perspektive zeigen uns die Herausgeber:innen des demnächst erscheinenden Sammelbandes »Bite back. Queere Prekarität, Klasse und unteilbare Solidarität« (Edition Assemblage, Münster 2024), dessen Vorwort wir vorab in Auszügen abdrucken (S. 7). Und Eike Sanders lenkt unseren Blick auf die Zusammenhänge der Neuen Rechten und des Antifeminismus (S. 1).

Dies ist die letzte Ausgabe des express, die vom Berliner Zeitungsdruck gedruckt wird. Das Traditionshaus schließt seine Pforten zu Mitte März, die nächste Ausgabe werden wir bereits bei Union Druck drucken lassen. Wenn es etwas holprig wird im Übergang, bitten wir also schon mal vorab um Entschuldigung. Damit aber auch zurück zu zumindest etwas älteren Männern: Wir bedanken uns beim ganzen Team des Berliner Zeitungsdruck (das sind natür­lich nicht nur Männer) für die langjährige sehr gute Zusammenarbeit, insbesondere aber bei unserem Ansprechpartner Ulrich Ebersbach, der trotz regelmäßiger Lektüre einer Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit Tag und Nacht und Wochenende ansprech­bar war (und auch mal anrief): Ihm, geneigte Leserinnen und Leser, habt ihr es zu verdanken, wenn ihr außer der Reihe aufgrund einer spontanen Idee der Redaktion mal wieder 20 statt 16 Seiten lesen oder eine Farbseite mehr als geplant genießen konntet.

So auch dieses, ein letztes Mal. Erneut haben wir angesichts der Textmenge außerplanmäßig 20 Seiten produziert. Mit diesen wünschen wir nun eine anregende Lektüre. Und, ob alte wei­ße Männer oder nicht: Feminism is for everyone.

Bildnachweis

»Am Anfang sagte ich, ich erinnere mich an nichts.« So beginnen die Aufzeichnungen der Geschichte von Emmy Arbel, die die Zeichnerin und Autorin Barbara Yelin in der Graphic Novel »Die Farbe der Erinnerung« (2023) über drei Jahre in Gesprächen gemeinsam mit der ehemaligen KZ-Insassin erarbeitet, (wieder) hervorgebracht und der sie zeichnerisch zum Ausdruck verholfen hat. Der Umgang mit Farbe und Chronologie sind eine Reflexion auf die Mühen, Abgründe, Aufbrüche in diesem Erinnerungsprozess, in dem sich Forschung, Bezie­hungs- und Traumaarbeit so verbinden, dass aus der gemeinsamen Verarbeitung des Gewese­nen eine andere Gegenwart entsteht. Für alle Beteiligten. Und so gelingt es, nicht nur deutlich zu machen, dass der Gedanke, der »Holocaust habe mit dem Kriegsende 1945 sein Ende ge­funden« (Nachwort der Herausgeber:innen) sich in der ganzen Willkür dieser bemühten Zäsur zeigt. Es gelingt auch, die befreienden Momente überhaupt erst entstehen zu lassen – bis hin zur Entscheidung Emmys zu sprechen: »Wir haben nicht überlebt, um Opfer zu bleiben«. Nicht zuletzt damit wird aber auch deutlich, dass die Menschen Subjekte ihrer Geschichte sind – so oder so.

Wir gratulieren dem Reprodukt-Verlag zu diesem wunderbaren Buch – und danken herzlich für die Überlassung der Illustrationen, die hoffentlich viele von Euch einladen, ›die ganze Ge­schichte‹ zu lesen.

Barbara Yelin, Emmie Arbel: „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“, Reprodukt 2023, 192 Seiten, farbig, 19 × 25 cm, Hardcover, 29 Euro, ISBN 978-3-95640-396-5