express 3/2024 erschienen!

express 3/2024 erschienen!

Inhalt

Gewerkschaften Inland

Heiner Dribbusch: »Weselsky schlagen, ver.di treffen« – Zur aufgewärmten Streikrechtsdebatte 1

Daniel Behruzi: »Erfolg bei Entfristung« – Zur Tarifrunde öffentlicher Dienst Hessen 2

Ulrich Maaz: »Was bieten Prosperos Bücher?« – Zum Tarifgeschehen in der Luftfahrt 4

Knut Steinkopf: »Eine Allianz fürs Leben« – Zur Tarifrunde öffentlicher Nahverkehr 5

Ulrike Eifler: »Deutsche Waffen für deutsches Geld« – Gewerkschaften sind nicht die Interessenvertretung der Rüstungsindustrie 11

Torsten Bewernitz: »Rüst in Peace« – Zur souveränen Resilienz von IG Metall, SPD und BDSV 12

Betriebsspiegel

Andreas Bachmann: »Mehr Rechte für die Betriebsversammlung?« – Im Gespräch mit Betriebsrat Joachim Sopha 3

Redaktion express: »Betriebsratswahl bei Tesla« – IG Metall gewinnt, aber verfehlt Mehrheit 11

Re-Visited spezial

Oskar Negt: »Ich weiß ja selbst nicht, warum ich sozialdemokratisch gewählt habe« – Ein Interview vom und über das Sozialistische Büro (2020) 6

Europa express

Roland Erne: »Transnationaler Klassenkampf« – in Brüssel und der Schweiz 10

Politik & Debatte

Bernd Gehrke: »Terra Incognita« – Ukraine-Solidarität der Gewerkschaften 12

Leserbriefe 14

Internationales

Luz Kerkeling: »Zapatistas feiern 30 Jahre Rebellion« – Im mexikanischen Chiapas fand ein großes Treffen der Gemeinschaftlichkeit statt 16

Rezensionen

Torsten Bewernitz: »Alter Wein in neuen Schläuchen« – Zur UTB-Einführung »Klassismus« 4

Gaston Kirsche: »No more iSlave« – Immer noch sehenswert: »Apple Stories« 9

Kurzes

Fastfood statt Antipasti 4

Vermischte 5, 14

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

eine Flut von Leserbriefen zum Putinschen Krieg, theoretische Auseinandersetzungen mit dem Erbe Oskar Negts, langatmige Positionierungen zum Nahostkonflikt, ein Sozialismus-Konzeptpapier, dass die halbe Zeitung gefüllt hätte: So sah die Planung für die vorliegende Ausgabe des express zunächst aus.

Selbstverständlich wollen wir euch, geneigte Leserinnen und Leser, diese Beiträge nicht vorenthalten, aber da sie nur begrenzt mit »Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit« zu tun haben, findet ihr das Statement eines einzelnen Redakteurs zur Nahost-Debatte auf unserer Homepage, die Diskussion des AK System Change soll in den kommenden Monaten in Gänze online gehen und das kritische Erbe Oskar Negts wird uns noch das ganze Jahr 2024 beschäftigen.

Besonders die – erfreulicherweise! – gestiegene Zahl kontroverser Leserbriefe nötigt uns aber auch, etwas klarzustellen, das wir eigentlich immer als Selbstverständlichkeit betrachtet haben: Namentlich gekennzeichnete Artikel (auch von Redakteur:innen) geben nicht die sog. Meinung der Redaktion wieder. Das ist auch kaum möglich, gibt es davon doch mehr als Stühle im Redaktionsbüro (damit man sich auch dazwischensetzen kann). Mutmaßungen über die Position der Redaktion zu zunehmend kontroversen Themen liegen deswegen meistens daneben.

Wir haben die Kurve noch bekommen zu einem express, der einerseits die genannten Aspekte aufnimmt – etwa die (zwangsläufig gekürzten) Leserbriefe zum Beitrag Renate Hürtgens im express 2/2024 (S. 14 f.) sowie den Veranstaltungsbericht Bernd Gehrkes zum Thema Ukraine (S. 12 f.) und das endlich fertiggestellte Interview mit Oskar Negt (S. 6 f.) – und andererseits die wichtigen aktuellen gewerkschaftlichen und betrieblichen Themen fokussiert: die mal wieder aufkeimende Diskussion um Einschränkungen des Streikrechts (S. 1), die laufenden oder gerade beendeten Tarifrunden im öffentlichen Nahverkehr (S. 5), Luftverkehr (S. 4) und öffentlichen Dienst in Hessen (S. 2) und – hier schließt sich der Kreis – die Ideen der IG Metall zur Rüstungsindustrie (S. 11).

Etwas ist anders dieses Jahr: Zumeist pausieren wir im April. Wie ihr aber seht, geneigte Leserinnen und Leser, ist dies keine Doppelnummer, denn in diesem Jahr pausieren wir im Wonnemonat Mai. Deswegen bitten wir alle, die Lust haben, am 1. Mai den express zu verteilen, uns bis zum 7. April zu mailen – wir packen euch dann ein kleines Päckchen oder auch ein großes Paket.

Mit der Ukraine-Debatte und der Rüstungsfrage ist dies nun ein express geworden, der rechtzeitig zu Ostern und damit passend zu den alljährlichen Ostermärschen erscheint. Ob nun beim »Marschieren« oder beim Eiersuchen: Wir wünschen eine erbauliche Lektüre!

Bildnachweis

Unsere Bildstrecke der aktuellen Ausgabe bezieht sich auf den Bericht über das 30jährige Jubiläum des zapatistischen Aufstands in Chiapas/Mexiko (S. 16). Die Bilder, die Autor Luz Kerkeling und Dorit Siemers aufgenommen und zur Verfügung gestellt haben, sind nicht nur aus aktuellem Anlass, sondern im Rahmen eines langjährigen Engagements und zahlreicher Solidaritätsreisen nach Chiapas entstanden. Wir empfehlen zum Thema ein Abo der Tierra y Libertad, den regelmäßigen Besuch der Homepage des Ya-Basta-Netzes sowie den regelmäßigen und maßlosen Konsum von Kaffee von Aroma Zapatista oder Café Libertad. Wir danken für die Überlassung der Fotos! La Lucha sigue!

express 12/2021 erschienen!

express 12/2021 erschienen!

Gesamtausgabe zum Download

Inhaltsverzeichnis

Gewerkschaften Inland

Ulrich Maaz: »Nicht genug – aber viel mehr als nichts« – Kurze Einschätzung zum Tarifergebnis im öffentlichen Dienst der Länder       3

Reiner Heyse: »Weitere Sargnägel für die gesetzliche umlagefinanzierte Rente« – zu Abgründen geplanter Rentenpolitiken                      6

Torsten Bewernitz: »Klasse Klima« – Anregungen zu zarten Pflänzchen der Klassenpolitik          9

Gaston Kirsche: »Ursachenforschung: Pustekuchen« – Über die Ausstellung „Konflikte“ im Hamburger Museum der Arbeit                                                   15

Betriebsspiegel

»Am konkreten Körper« – Interview mit TIE zu Analysetechniken von Arbeitsbedingungen        1

Hannes Strobel: »Diverse Kerngruppen statt Organic Leaders als Schlüssel zum Erfolg?« – Erfahrungen aus dem Organizing von Deutsche-Wohnen-Mieter:innen in Berlin               11

»Klassenfragen« – Podcast Hinweise zu Klassenlage und Klassenkampf             5

Politik & Debatte

Andreas Bachmann: »Moderater Sozialliberalismus unter wirtschaftsliberaler Haushaltsdisziplin« – Anmerkungen zur neuen Ampelregierung           4

»Seniorenaufstand« – ein Aufruf zum Paradigmenwechsel in der Rentenpolitik    8

Karin Zennig: »Jetzt reden wir!« – über den hessischen Untersuchungsausschuss zu Hanau                  16

Internationales

Peter Korig: »Früchte des Zorn« – über gewerkschaftliche Kämpfe in Albanien, an der Peripherie von EU und Weltmarkt       14

Rezensionen

Torsten Bewernitz: »Wie hast du’s mit der Organisation?« – zu Alexander Neupert-Doppler Buch über Geschichte und Modelle der Organisierung         12

Stefan Schoppengerd: »It’s Showtime!« – über Jane McAleveys „Macht. Gemeinsame Sache“ 13

Jonas Berhe: »Wessen Wut – Wessen Aktion?« – Zur neuesten Publikation von Slave Cubela   13

Nachruf

Wir trauern um Bodo Zeuner – ein Nachruf                         3

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

es ist kalt draußen. Und drinnen. Genug – mehr als Wetterbanalitäten finden sich in einigen Beiträgen dieser Ausgabe, die sich gesellschaftlichen Klimakrisen, ihren Folgen und ihrer Bewältigung widmen (S. 1, 9f.). Doch weil offenbar gar nicht mehr unterscheidbar scheint, was hier eigentlich Natur und Kultur, Körper oder Konstrukt ist und wer hier eigentlich verrückt geworden ist (s. dazu auch unsere Bildstrecke), erfreut man sich wohl recht gern am verlässlichen Glanze grüner Tannenbaumspitzen, unter denen all die roten Kugeln und goldenen Lichtlein blitzen.

Grün ist ja bekanntlich die Farbe der Hoffnung, und diese stirbt zuletzt. Frohlocken können wir bislang, weil sich noch keine weiteren Auslandseinsätze oder Rückführungsoffensiven andeuten. Vielleicht entziehen sie sich aber auch im allgemeinen Jingle Bells von Fortschritt, Vernunft und Modernität nur unserer Wahrnehmung. Einen Blick auf die Verheißungen der neuen Ampel-Koalition wirf Andreas Bachmann in dieser Ausgabe (S. 4f.).

Jenseits des Weltschmerzes hält uns in der Redaktion aber auch der Jahresendzeitstress in Atem. Auch wenn wir uns bemühen, nicht selbst in Katastrophismus zu verfallen, haben uns Personalfragen, hitzige Debatten mit Autor:innen, unerwartete Effekte vergangener Beiträge und – leider auch – Todesfälle teilweise ganz schön aus der Bahn unserer Redaktionsroutine geworfen (siehe den Nachruf auf unseren langjährigen Wegbegleiter Bodo Zeuner).

Unterm Weihnachtsbaum wird die Stimme des kritischen Geistes deswegen nur mit 16 Seiten und drei Beilagen zu liegen kommen. Wem dieser Lesestoff nicht reicht, der/dem sei unser Rezensionsteil wärmstens empfohlen: Gleich drei Bücher zum Thema Organisierung/Organizing werden in der aktuellen Ausgabe diskutiert (S. 12f.). Um dieses kleine Special zu vervollständigen, thematisiert Hannes Strobel die Organizing-Strategie der Kampagne Deutsche Wohnen & Co Enteignen! (S. 11) und TIE stellt sein Modell des Gesundheitsmappings vor (S. 1f.). 16 Seiten sind wohl auch genug angesichts des vorweihnachtlich-spät ausgelieferten express 11/2021. Der soll mancherorts immer noch nicht angekommen sein. Bitte meldet Euch, wenn das auf Euch zutrifft, wir senden gerne und selbstverständlich ein Exemplar nach!

Apropos „vergangene Beiträge“. Jörn Boewe machte uns darauf aufmerksam, dass wir ziemlich danebengelegen haben, als wir in Auseinandersetzung mit dem Streik der GDL vermutet hatten: „Vor zehn Jahren hätten viele ein Gesetz wie das Tarifeinheitsgesetz für nicht möglich gehalten.“ (express 9/2021, S. 7). Tatsächlich haben der damalige DGB-Vorsitzende Michael Sommer und der BDA-Präsident Dieter Hundt vor elf Jahren, nämlich im Juni 2010, öffentlich gemeinsam ein solches Gesetz gefordert – fünf Jahre, bevor diese Pläne dann vom Gesetzgeber umgesetzt wurden. Asche auf unser Haupt – vielleicht ist das nach 59 Jahren express Alterssenilität?

Was das Alter sonst noch für Schwierigkeiten – vor allem in Bezug auf die monetäre Versorgungslage – mit sich bringt, führt Reiner Heyse vom „Seniorenaufstand“ in seiner Betrachtung der aktuellen Rentenlage aus (S. 6ff.). Alter kann aber auch ein Grund zum Feiern sein: Herzliche Glückwünsche senden wir deswegen an dieser Stelle an unsere Schwesterzeitschrift im Herzen, die ak, die nach erfolgreicher Geschlechtsumwandlung 1992 (von dem Arbeiterkampf zu der analyse und kritik) in diesem Monat ihr 50-jähriges Jubiläum begeht. Rabimmelrabammel und möge es für Euch und uns nicht das „last christmas“ sein!

Sollten sich, geneigte Leserinnen und Leser, in euren Reihen vielleicht einige Weihnachtsmänner oder -frauen befinden, verweisen wir daher letztmals in diesem Jahr auf unseren beiliegenden Spendenaufruf. Statt Krawatte, Socke und Zwangsjacke ein paar Scheine unter dem Baum – und wir sehen uns wieder!

In diesem Sinne: Wir wünschen einen besinnlichen Jahresabschluss und erbauliche Lektüre – bleibt schön negativ!

Bildnachweise

Alle Bilder dieser Ausgabe sind der Graphic Novel „Ich, der Verrückte“ entnommen, die im Frühsommer dieses Jahres bei avant erschienen ist. Der Text stammt von Antonio Altarriba, baskischer Literaturprofessor und Schriftsteller, dessen preisgekrönte ‚biographische Universalgeschichte‘ „Die Kunst zu fliegen“ (2012) über das Spanien des 19. Jh. wir ebenfalls hier im express vorgestellt hatten. Mit Keko als neuem Zeichner an seiner Seite widmet er sich abermals der Frage von Wahrheit und Bewusstsein – nun in deutlich schrofferen Illustrationen und anhand eines Themas, das Stoff für Verschwörungstheorien liefert, ob an den Stammtischen von Schulmedizin-Skeptikern, Hyaloron-Abhängigen, System-Somatikern oder anthroposophischen Wissenschaftsagnostikern.

Ángel Molinos, Doktor für Psychologie und gescheiterter Schriftsteller, arbeitet in einer Klinik für psychische Störungen, die mit einem internationalen Pharmaunternehmen kooperiert. Seine Arbeit besteht aus der Identifizierung verhaltensbezogener Auffälligkeiten bzw. Trends und der Kreation neuer, pathologisierbarer psychologischer Kategorien, aus denen medikamentös behandelbare neue Krankheitsbilder entstehen sollen. Er hat Alpträume und flüchtet sich in die Erforschung der Psyche anderer – auch um seine eigene schmerzliche Vergangenheit aufzuarbeiten. Als er nach vielen Zweifeln beschließt, die Praktiken der Pharmaindustrie aufzudecken, wird er in eine kunstvolle Konstruktion aus Intrigen hineingezogen. Wird der Erfinder des falschen Wahnsinns am Ende selbst verrückt?

Verpackt in einen spannenden Thriller, in dem mit den Grenzen von Traum und Wirklichkeit ‚gespielt‘ wird, setzt sich die Graphic Novel kritisch mit der gesellschaftlichen Schaffung von Bedürfnissen und dem ökonomischen Nutzen von Krankheiten, mit der zunehmenden Individualisierung von Seelenheil und Körper-Bezogenheit auseinander. Prädikat: beklemmende Zeichnungen, sehr lesenswert, tolles Weihnachtsgeschenk.

Wir danken dem avant-Verlag sehr für die gute, langjährige Zusammenarbeit und die Überlassung der Bilder – und wir gratulieren herzlich zu den zahlreichen Preisen für Eure Bücher!

Antonio Altarriba (Text), Keko (Zeichnungen): Ich, der Verrückte. Avant-Verlag, Berlin 2021. ISBN 978-3-96445-011-1. 136 Seiten, 25 Euro.