Der express 2/2021 ist erschienen!

Der express 2/2021 ist erschienen!

Druckausgabe express 2/2021

Inhalt

Gewerkschaften Inland

René Kluge: »Gesundheitsschutz im Homeoffice. Belastungen durch häufige Videokonferenzen« – Reihe »Bewegung mit Recht«, Folge 10 9

Claudius Voigt: »Der koloniale Sozialstaat« – zur gesetzlichen Schaffung einer neuen migrantischen Unterklasse 10

Uwe Fuhrmann: »Instrument des Frauenstreiks« – Die Rolle selbstorganisierter Arbeitsvermittlung bei den Druckerei-Hilfsarbeiterinnen um Paula Thiede 14

Betriebsspiegel

Peter Nowak: »Es ist nicht alles Gold… Union-Busting in der Bildungsarbeit« 2

Stefan Schoppengerd: »Kein Ausweg nicht« – Eine Wendung zum ›Sorganizing‹ löst nicht ein, was Slave Cubela sich davon verspricht«
– Eine Replik 3

Subversion & Schabernack # 7: »Hygge my ass« 10

Wolfgang Schaumberg: »Auto-Krise? Wir fordern Produkt-Umstellung!« – Fragen an einen linken Freund 12

Markus Rhein: »Leyla und Meryem gehören dazu« – Kasseler Belegschaft protestiert bei der Ausländerbehörde 13

Internationales

Thomas Seibert: »Lockdown hier und Elend dort« – Textilproduktion, Corona und das Lieferkettengesetz 1

Peter Kern: »Robin Hood kämpft vergeblich« – Erst Wirecard, nun Gamestop. Beim Leerverkauf spielen die Fondsgesellschaften mit den
Kleinaktionären Hase und Igel 8

»Demokratie ist eine Mitmachsache!« – Andreas Bachmann im Gespräch mit Bobby Winkler zu den US-Wahlen 12

»Der Irak vor dem Aufstand der Hungernden« – Lilli Helmbold und Hans Stephan fassen eine Wortmeldung der Workers against Sectarianism zusammen 13

Und sie bewegt sich doch

»Unterschiedliche Kontexte« – Yanira Wolf im Gespräch mit dem Bündnis Frauen*streik Jena 6

Kurz gefasst

»Antipasti« 11

»Dolci« – Notizen aus der Redaktion 15

Rezensionen

Nelli Tügel: »Von wegen ›Natur‹« – über Heather Browns Beitrag für einen neuen antikapitalistischen Feminismus 16

Bildnachweise

Unsere Bildstrecken dokumentieren anlässlich des ­Frauenkampftags zwei feministische Aktionen in Argentinien und Polen:

Zwölf Stunden belagerten tausende Feministinnen den Platz vor dem argentinischen Kongress, um ein letztes Mal mit Trommeln, Sprechgesängen und der alles bestimmenden Farbe Grün ihrer Forderung nach freiem, sicherem und kostenlosem Schwangerschaftsabbruch Ausdruck zu verleihen. In den frühen Morgenstunden des 30. Dezember 2020 stimmte drinnen der Senat zu. Fotografisch festgehalten wurde der Protest von ­Tiago Tins.

Am 13. Februar 2021 führten Aktivistinnen des Kollektivs »La culpa no era mía« die vom chilenischen Kollektiv »Las Tesis« konzipierte und global praktizierte Perfomance »Un violador en tu camino« gegen geschlechtsspezifische Gewalt in Warschau auf. Die Performance gliedert sich ein in die aktuellen Proteste gegen die Reform des Abtreibungsgesetzes in Polen, geht aber thematisch auch darüber hinaus. Die Fotos stammen von Roman Koziel.

Wir bedanken uns herzlich bei den Fotograf:innen und bei Alex Wischnewski, Programmleiterin Globaler Feminismus bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die den Kontakt hergestellt und die Fotos organisiert hat!

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

wir freuen uns, dass wir in unserer Februar-Ausgabe, die ja bis zum 8. März und darüber hinaus reichen muss, ein ganz feines feministisches Potpourri in unserem bescheidenen Blättchen präsentieren können: Yanira Wolf hat für uns mit drei Aktivist:innen des Frauen*streik-Bündnisses aus Jena gesprochen (S. 6), Torsten Bewernitz mit Organizer:innen über Geschlechterverhältnisse im Organizing (S. 5), Uwe Fuhrmann schenkt uns im Vorabdruck ein Kapitel über Paula Thiede und die feministische Aneignung einer Schlüsselposition zur Steuerung des ›Arbeitsmarkts‹ (S. 14) und analyse und kritik-Redakteurin Nelli Tügel hat für uns einen Blick in Heather Browns »Geschlecht und Familie bei Marx« geworfen (S. 16).

Dass aber die vorliegende Ausgabe des express auch darüber hinaus eine ausgeprägt feministische geworden ist, liegt nicht daran, dass wir uns – soweit, so traditionell – ohnehin regelmäßig im Vorfeld des 8. März überlegen, was denn dem Anlass angemessen wäre: Claudius Voigts Kritik der nationalistischen Regressionen im So­zialrecht für Zugewanderte (S. 10), die so gar nicht zum grundrechtlichen Schutz von Kindern und Familie passen, verweist ebenso wie das aktuelle Interview mit den irakischen Workers Against Sectarianism (S. 13; die ausführliche Fassung findet sich auf unserer Homepage) auf ein altes, anhaltendes und immer wieder neu anzugehendes Problem: das, was Soziolog:innen als dernier cri entdecken und Grüne auf ihre Wahlplakate pappen: Intersektionalität. Oder etwas altmodischer: die Hierarchisierung innerhalb und durch Lohnarbeit samt der damit verbundenen sozialen Rechte entlang allem, was das Kapital nichts kostet und dem Staat als Mittel recht und billig ist. Ausbuchstabiert werden Menschenrechte immer noch in nationaler Form – als Bürger:innenrechte. Und mit deren Gleichheit ist es auch jenseits ihrer nationalen Einschränkung nicht so weit her, schon gar nicht schützt sie vor inneren »Landnahmen«, der kapitalen Vereinnahmung von Körper, Seele, Geist und dazugehörigen Beziehungen. In diesem Sinne ist der feministische Bezug auch für die Debatte um unseren Untertitel und das von uns in der letzten Ausgabe unterschlagene Stichwort Sorganizing in Slave Cubelas Artikel schon nahezu logisch und wird in Stefan Schoppengerds Replik auf diesen Beitrag noch mal hervorgehoben (S. 3).

Der express – die Untertitel-Debatte zeigt das – ist manchmal etwas struktur- und kulturkonservativ. Und das ist oft auch gut so. Dennoch, noch mal zurück zum Plan: Auch nicht ganz unabsichtlich haben wir (den aufmerksamen Leser:innen wird es nicht entgangen sein) zum 8. März nach gar nicht so langen Diskussionen unsere geschlechtsspezifische Schreibweise angepasst. Nach jahrzehntelangem Binnen-I haben wir Unterstrich und Gendersternchen übersprungen und sind zum Doppelpunkt übergegangen, um mit der taz und der Frankfurter Rundschau Schritt halten zu können. Wen das stört, den hat vermutlich auch das Binnen-I schon gestört und er:sie sei getröstet – auf die inhaltliche Qualität des express hat das keinen Einfluss.

Apropos Plan: Versprochen hatten wir eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der ZeroCovid-Kampagne. Nun liegt der aktuellen Ausgabe die Massenzeitung der Kampagne bei, ohne dass sich die – durchaus skeptische – Redaktion mal dazu geäußert hätte. Wir holen das nach. Versprochen.

express 02/2020 erschienen!

express 02/2020 erschienen!

Druckausgabe express 02/2020

Inhaltsverzeichnis

Gewerkschaften Inland

Kirsten Huckenbeck: »Kontrollverlust?« – Gewerkschaften in der ›Krise der Repräsentation‹ S. 1

»Der Wunsch nach mehr Konflikt« – Interview mit Maren Hassan-Beik, Lukas Zappino und Ulrich Brinkmann über Rechtspopulismus in gewerkschaftlichen Kontexten S. 3

René Kluge: »Bewegung mit Recht« – Was kann der Betriebsrat gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtspopulismus tun? S. 4

Tim Ackermann, Mark Haarfeldt: »Deutungsabhängig« – ›Landnahmen‹ der AfD im Kopf begegnen S. 5

Slave Cubela: »Militante Minderheit« – Oder: warum Thüringen an Jugoslawien grenzt S. 7

Dörthe Stein: »K&K-Fragen« – Über gewerkschaftlichen Handlungsdruck in der ITK-Branche hin zu ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit S. 11

Wolfgang Völker: »Hartz IV hinter uns lassen – und dann?« – Die Konzepte von Parteien, Gewerkschaften und Wissenschaft kritisch betrachtet (Teil 1) S. 12

AG Feministische Lohnarbeitskämpfe: »Gewerkschaft feministischer denken« – Zum kommenden 8. März S. 14

Betriebsspiegel

Petra Zahradka: »Aufwachen und sich wehren« – Aktive Mittagspause bei Jenoptik gegen die Wahl Kemmerichs mit AfD-Stimmen S. 6

Peter Balluff: »Adieu real, es wäre so schön gewesen« – Resümee der Geschichte einer Einzelhandelskette S. 19

Internationales

»Konfrontativ dank Feminismus« – Interview mit der türkischen Gewerkschafterin und Feministin Necla Akgökce S. 16

»Im Schutz der Familie« – Interview mit Hülya Osmanağaoğ lu über die Entwicklung der Frauenbewegung in der Türkei S. 17

Rezensionen

Torsten Bewernitz: »Gelb geht die Sonne auf…« – Zu einem Sammelband über die Gelbwesten und zu unserer Bildstrecke S. 10

Ders.: »Metaphorisch streiken?« – Brigitte Kiechles Geschichte des Frauenstreiks S. 15

Eberhardt Schmidt: »Gewerkschaftsführer im ›Zeitalter der Extreme‹« – Die Biografie Alwin Brandes’ S. 20

In eigener Sache

»Sozialismus – oder was?« – Zuschriften zur Untertitelfrage S. 9

Veranstaltung mit Willi Hajek zu Gelbwesten & Gewerkschaft S. 10

Kurzgefasst

Editorial S. 2

Subversion & Schabernack S. 9

Bildnachweis

Die Bilder dieser Ausgabe haben wir dem von Willi Hajek herausgegebenen Sammelband Gelb ist das neue rot. Gewerkschaften und Gelbwesten in Frankreich. (Die Buchmacherei, Berlin 2020) entnommen. Eine Buchrezension und die Ankündigung einer Buchvorstellung mit dem Herausgeber findet ihr auf Seite 10. Wir danken Herausgeber, Verlag und der SUD Solidaires für die freundliche Überlassung!

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

als Zeitung mit zehn Ausgaben im Jahr ist es für uns gewöhnlich schwer, aktuelle Ereignisse zu fokussieren, unser Interesse gilt in der Regel – und das wird auch so bleiben, ist es doch auch deutlich nachhaltiger – längerfristigen Entwicklungen. Unter denen gibt es allerdings einige, die permanente Ereignishaftigkeit garantieren: etwa die ökologische Krise oder die politische in Form des Aufstiegs der neuen respektive untoten Rechten. Die Schmierenkomödie um die Wahl Kemmerichs hätte uns als aktueller Ankerpunkt allerdings durchaus gereicht. Jetzt kommen die Morde von Hanau hinzu.

Unser Schwerpunkt zum Drift nach rechts und der Frage, wie er sich in und für Gewerkschaften darstellt, umfasst neben dem Beitrag von Kirsten Huckenbeck über Kontrollverlust und Kontrollwahn im Kapitalismus (S. 1), einen Beitrag von Slave Cubela, der in der Redaktion reichlich kontrovers diskutiert wurde (und vielleicht nicht nur uns zu Widerspruch anregt). (S. 7). Ulrich Brinkmann, Maren Hassan-Beik und Lukas Zappino haben uns Fragen zu ihren Interviews mit GewerkschafterInnen beantwortet (S. 3). Aus Thüringen können wir von einem Beispiel betrieblichen Protests gegen die Kooperation mit der AfD berichten – die Belegschaft von Jenoptik hat auf die Wahlfarce mit einer aktiven Mittagspause reagiert (S. 6) Auch die Rubrik »Bewegung mit Recht« widmet sich betrieblichen Handlungsmöglichkeiten gegen Rassismus (S. 4). Auch andere Themen erweisen sich als Dauerbaustellen, so der Frauentag am 8. März, der mehr und mehr auch als Kampftag wiederentdeckt wird. Die AG Feministischer Gewerkschafterinnen hat uns ihre aktuellen Gedanken dazu zur Veröffentlichung überlassen (S. 14), außerdem haben wir eine Buchrezension zum Thema (S. 15) sowie zwei Interviews mit türkischen Feministinnen (S.16 und 17).

Und was gibt es Neues zur Zukunft unseres angeschlagenen Zeitungsprojekts? Uns haben einige Zuschriften zur in der letzten Nummer aufgeworfenen Untertitelfrage erreicht (S. 9), und wir haben unsere Gespräche über mögliche Formen der Zusammenarbeit mit der Redaktion der SoZ fortgesetzt. LeserInnen der Sozialistischen Zeitung – und davon soll es ja auch unter euch, geneigte Leserinnen und Leser, einige geben – haben bereits mitbekommen, dass wir miteinander kungeln. Das ist alles noch völlig ergebnisoffen, aber, soviel sei schon mal verraten, äußerst produktiv.

Ein Letztes: Vielleicht wundert sich der eine oder die andere darüber, wie dick diese Zeitung ist. Auch wenn sie den Umfang einer Doppelausgabe hat, wird der express 3/2020 turnusgemäß im März erscheinen. Pausieren werden wir erst im April. Einstweilen wünschen wir eine entspannte, extralange Lektüre in unruhigen Zeiten.