Der express 1/2021 ist erschienen!

Der express 1/2021 ist erschienen!

Gesamtausgabe zum Download

Inhaltsverzeichnis

Gewerkschaften Inland

Stephan Krull: »Eine Wende in der gewerkschaftlichen Arbeitszeitpolitik?« – Die IGM-Tarifrunde und die Forderung nach einer Vier-Tage-Woche 1

Jörg Meyer: »Über Bande spielen« – Gespräch mit Arbeitsrechtler Daniel Weidmann über Kurzarbeit, Homeoffice und Gesundheitsschutz 3

4-Stunden-Liga: »Moralisieren ist billig« – Gespräch mit Philipp Frey über Arbeitszeitverkürzung als Beitrag zur CO2-Reduktion 5

Andreas Bachmann: »Der lange Marsch …zum EuGH« – Etappenerfolg der Equal-Pay-Kampagne für LeiharbeiterInnen 7

Slave Cubela: »Unter der proletarischen Maskerade« – Über einige Zweifel am Sozialismusbegriff 11

»Pro & Contra #ZeroCovid« – Die Linke diskutiert ein Shutdown-Konzept 13

Initiative 19. Februar: »Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung, Konsequenzen!« – Ein Jahr nach dem Anschlag 16

Betriebsspiegel

René Kluge: »Ein bisschen gut« – Der Entwurf des Betriebsrätestärkungsgesetzes 4

Ulrich Maaz: »OTTO? – fand ich mal gut…« – Proteste gegen Werkschließung in Hamburg 6

Labournet.TV: »Als die Bilder kämpfen lernten« – Glückwunsch und To-Do-Liste 8

Internationales

Amazon Workers International: »Im transnationalen Klassenkampf« – Zum Tod von Christian Krähling 9

Michael Fütterer: »Power to the Bauer« – Die Protestbewegung der indischen Bauern und Solidarität in Deutschland 10

Rezensionen

Stefan Schoppengerd: »Illustrierte Briefe aus dem Wuppertal« – Zwei Bilder-Bücher zum Engels-Jahr 2

Ders.: »Ein Tag wird kommen« – Guilia Caminitos Erzählung aus dem Italien armer Bauern 7

Torsten Bewernitz: »Butter bei die Fische« – Mario Candeias‘ Band zu Klassentheorien 13

»Eintrag ins Klassenbuch« – Eine Einschätzung der Klassismus-Debatte aus der express-Redaktion 14

Rolf Läpple: »Der Fahrstuhl nach oben ist besetzt…« – Klaus Dörres »In der Warteschlange« 14

Maria Diedrich: »Bitte unten anstellen?« – Ebenfalls zu Dörre, »In der Warteschlange« 15

Joachim Maiworm: »Und von was lebst Du so?« – Ein neuer Sammelband über Klassismus ermutigt zur Gegenwehr 15

Kurzgefasst

Antipasti 6

Bildnachweise

Siehe Rezension, »Illustrierte Briefe aus dem Wuppertal«

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

Entgrenzung von Zeit und Raum? Von Arbeit und Leben? Kein Haltegriff mehr im Universum? Zumindest eine Grenze ist spurlos an (den meisten aus) der Sitzredaktion vorbeigegangen – die Datumsgrenze. Wir haben sie nicht vermisst, weil wir sowieso ein angespanntes Verhältnis zu Grenzen haben und einen Mangel an solchen nicht beklagen werden – dennoch wünschen wir Euch und uns allen – innerhalb der Grenzen des bekannten Universums – ›natürlich‹ ein besseres Neues. Doch woran mangelt es dieser Ausgabe eigentlich? An Terminen, Terminen, Terminen. Anders als die Freundinnen und Freunde der Entschleunigung, des Maßhaltens, des Downsizing und der Genügsamkeit vermutlich vorschnell urteilen, ist das nicht unbedingt ein Segen. Die durch die Pandemie erzwungene Kontaktreduktion nimmt uns ein paar der wichtigsten Formen, in denen widerständige Bewegung und kritisches Nachdenken sich entfalten. Diskussionsveranstaltungen und öffentliche Aktionen halbwegs zu ersetzen, ist möglich, aber nicht unbedingt eine Maßnahme zur Stressreduktion. Veranstaltungen im Internet gibt‘s freilich zuhauf – und in unserer linken Filterblase ist eine erfreuliche Konjunktur von Themen wie Arbeit, Klasse, Betrieb, Gewerkschaft zu verzeichnen – aber gehören Termine von Videokonferenzen in die Zeitung? Die Internetaffinen unter Euch kriegen sie vermutlich ebendort – im Internet – mit, gell?

Also zur Themenkonjunktur: Das teils neu entdeckte, teils beharrlich verfolgte Interesse an Klassenfragen bringt Klärungsbedarf mit sich. Was haben uns Klassiker der Klassentheorie zu sagen? Soll man eigentlich von »Klassismus« reden? Was gibt‘s aus der Forschung zum Arbeiterbewusstsein zu berichten? Dazu haben wir eine Handvoll kompakter, aber instruktiver Texte zusammengestellt.

Auch der Klärungsbedarf in Sachen ›Sozialismus‹ beschäftigt uns weiter. Slave Cubela vermutet hier (im express) und anderswo einen Hang zur »proletarischen Maske­rade«, und allen, denen diese Diskussion über Sinn und Unsinn unseres Untertitels eventuell wenig Vergnügen bereitet, müssen wir leider sagen: Das wird nicht unwidersprochen bleiben.

Ein bisschen was aus dem Tagesgeschäft haben wir auch zu besprechen. Arbeitszeitfragen zum Beispiel. Die haben im Konjunktureinbruch gewissermaßen doppelt Konjunktur: Die IG Metall bringt sie als Antwort auf die Krise zurück auf die Agenda, und in der Umweltbewegung findet die Idee auch zunehmend AnhängerInnen. Eigentlich sieht‘s also gar nicht so düster aus. Glück auf im »Fahrstuhl« – und nicht vergessen: Steht auf, wenn Ihr Teilzeit wollt!

Der express 12/2020 ist erschienen!

Der express 12/2020 ist erschienen!

Druckausgabe 12/2020

Inhaltsverzeichnis

Gewerkschaften Inland

Jens Benicke: »Maximale Ausbeutung, minimale Sicherheit« – Nicht nur Werkverträge und Leiharbeit, auch Minijobs verschärfen die soziale Unsicherheit 1

René Kluge: »Im Steinbruch Betriebsverfassung« – Debatten um Gesetzesänderungen für Betriebsräte 3

»Mehr als wohlklingende Begriffe« – Das Centro Frankfurt-Rödelheim im Interview 7

»Defensiverfolge« – Einschätzungen zum Tarifabschluss im öffentlichen Dienst 15

Betriebsspiegel

Hermann Bueren: »Schöne agile Arbeitswelt?« – Arbeitswelten für agile Beschäftigte (Teil 3) 4

AG Einzelhandel: »Studis aller Städte, organisiert euch!« – Jobben im Supermarkt 6

Internationales

Ewgeniy Kasakow: »Streik bei Pandemie-Profiteuren« – Die Kuriere des russischen Lieferservice-Giganten gründen eine Gewerkschaft 2

Wilfried Schwetz: »Die Jesuitenreduktionen in Südamerika« – Klerikale Despotie oder christlich-sozialistische Utopie? 12

Heiko Bolldorf: »Arbeitskämpfe beim jugoslawischen Borovo-Kombinat« –
Zwischen Klassenkampf und Nationalismus 14

Rezensionen

Sören Niemann-Findeisen: »Der grüne Faden« – Dierk Hirschels »Gift der Ungleichheit« 8

Torsten Bewernitz: »Nicht nach Interessen, sondern nach Köpfen organisieren?« – Jodi Dean konzipiert Solidarität parteiförmig 9

Peter Nowak: »Der andere Blick auf die chinesische Kulturrevolution« – Wu Yiching setzt Maßstäbe für eine linke Kritik am chinesischen Staats-kapitalismus 10

Rudolf Walther: »Exemplarische Solidarität« – Lateinamerika-Solidarität der deutschen Linken in den 1979er und 80er Jahren 11

Banda, Bernadette und Brecht / Bundesregierung / Dominique Manotti 16

Wir trauern

Zum Tod von Christian Krähling 2

Bildnachweise

Illustriert haben wir die vorliegende Ausgabe mit Wilfried Schwetz‘ Bildern von Kirchen aus ehem. jesuitischen Missionsdörfern, vorrangig in der Chiquitania, im Gebiet der jesuitischen Moxos-Mission (beides Bolivien) oder auf den viehwirtschaftlichen Landgütern (Estanzien) in Argentinien. In Chiquitania wurden von 1691 bis 1767 zehn sog. Reduktionen gebaut, wovon zwei (San Juan Bautista und Santo Corazon) nach der Vertreibung verlegt wurden. Die meisten dortigen Kirchen, von denen heute sechs Unesco-Weltkulturerbe sind, wurden erst kurz vor der Vertreibung errichtet; eine, Santa Ana de Velasco, wurde noch nach der Vertreibung durch die Indios errichtet. Bis auf die Kirche in San Jose sind alles Holzkirchen, die durch ihre Pracht und ihre handwerkliche Perfektion bestechen. Drei Kirchen wurden von dem Schweizer Martin Schmid, zwei weitere von einem seiner Kollegen geplant. Die anderen drei östlich von San Jose sind verfallen bzw. durch Neubauten ersetzt worden. Die Kirche in San Ignacio ist nicht mehr original, sondern wurde in den 1940er Jahren zerstört und anschließend rekonstruiert, sie ist deshalb kein Weltkulturerbe. Ab Beginn der 1970er Jahre wurden die Kirchen durch den Schweizer Architekten und Jesuiten Hans Roth in 20-jähriger Arbeit renoviert.

Es gab insgesamt 15 Reduktionen im Gebiet der Moxos, die ersten beiden waren Loreto und Trinidad (heute Hauptstadt des Beni).

Die sechs jesuitischen Estanzien bei Cordoba, die nicht als Reduktionen bezeichnet werden, haben ihre eigene Geschichte. Caroya (1616), Jesus Maria (1618), Santa Catalina (1622), Alta Gracia (1643, hier wuchs Che Guevara auf), La Candelaria (1683) und San Ignacio (1725).

Wir danken herzlich für die Bilder und den erläuternden Text auf den Seiten 12 und 13!

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

in Erwägung, dass der express eine Zeitung ist, die viele von Euch auch zu den AutorInnen zählen darf, müssen wir mal fragen: was ist denn da mit Euch allen los?

Ist es die Pandemie, die Euch die Zeit gibt 1) spannende Bücher zu schreiben, 2) sofern ihr sie nicht schreibt, sie offenbar intensiv zu lesen und 3) darüber auch noch sehr anregende Rezensionen zu schreiben?

Leider ist gerade keine Buchmesse, wann eine nächste sein wird, steht in den Sternen, aber eigentlich müssten wir mal eine Literaturbeilage machen. Aber vielleicht ist es ja nur einer der üblichen Marktmechanismen, nämlich der, nach dem Verlage im Herbst und Winter, irgendwo zwischen Frankfurter Buchmesse und Weihnachten, sehr viele Bücher machen. Jedenfalls: Vor einem Jahr mussten wir auch ohne Corona schon verdächtig viele Buchrezensionen drucken…

Wir hätten Euch ja in diesem Sinne gerne eine etwas dickere Jahresend-Ausgabe zur Lektüre zwischen den Jahren serviert. Aber unsere Druckerei geriet so schon ins Schwitzen – ebenso wie wir, als wir mal ganz spontan die Schlussredaktion und den Umbruch um zwei Tage verschoben haben, damit der express rechtzeitig unter den Weihnachtsbäumen liegt. Dafür haben wir aber ein anderes Schmankerl: Der gesamten Auflage ist die gemeinsam von IG Metall und ProAsyl herausgegebene Broschüre Rassismus als Arbeitsmarkthindernis für Flüchtlinge beigelegt, verfasst von unseren AutorInnen Nikolai Huke und Doreen Bormann.

Also genug Lesestoff für den Lockdown zwischen den Jahren … aber trotzdem haben wir eine ganze Reihe von Rezensionen in die vorliegende Ausgabe aufgenommen. Denn die besprochenen Bücher von Wu Yiching (S. 10), Jodi Dean (S. 9) und Benjamin Huhn (S. 11) stellen allesamt die Frage nach der Tradition des Sozialismus – im letzten Falle mit deutlichem Bezug auch zur Geschichte des Sozialistischen Büros. Gemeinsam mit den Beiträgen zum ehemaligen Jugoslawien (S. 14) und auch zu den südamerikanischen Jesuitenreduktionen (S. 12) liefern sie nicht nur ein international(istisch)es Potpourri, sondern weiteren willkommenen Stoff zur Diskussion unseres Untertitels – eine Diskussion, die wir auch in den kommenden Ausgaben weiterführen werden.

Apropos Untertitel: Thomas Heilmann, seines Zeichens CDU-Direktkandidat des Bezirks Steglitz-Zehlendorf, ließ im Bundestag verlauten, Sozialismus habe in den Betrieben nichts zu suchen (nachzulesen in Oxi 11/2020). Ja, wo denn sonst? möchte man dem erbost entgegenhalten. Wir sind also bockig und bleiben erst mal bei »sozialistischer Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit«. Dass es hier auch weiterhin Widerspruch gibt – dazu mehr im nächsten Jahr.

Bis dahin wünschen wir einen besinnlichen Jahresausklang bei guter Gesundheit und Lektüre.