Der express 6/2021 ist erschienen!

Der express 6/2021 ist erschienen!

Gesamtausgabe zum Download

Inhalt:

Gewerkschaften Inland

Romin Khan: »In der Grube sind alle Kumpel gleich?« – Rassismus im Betrieb begegnet man nicht mit angeblicher »Farbenblindheit« 1

Heiner Dribbusch und Roland Kohsiek: »Generell streikbereit« – 20 Jahre ver.di – 15 Jahre Innovation im Arbeitskampf 4

Betriebsspiegel

Peter Nowak und Torsten Bewernitz: »Alle Macht den Rädern« – Robin De Greef analysiert die Proteste der Delivery Riders 3

Gaston Kirsche: »Toluol, Wechselschicht und Rotationsdruckmaschinen« – Betriebliche Erfahrungen in einem Tiefdruckunternehmen und der Niedergang der Branche 6

»Streikspuren« – Interview mit Olaf Berg über seine dreijährige Ausbildung in der Tiefdruckerei der Axel Springer Verlag AG in Ahrensburg 7

Bewegung mit Recht

René Kluge: »Jetzt erst recht!« – Betriebsräte für den Klimaschutz 9

Politik & Debatte

Robert Schlosser: »Von nichts kommt nichts« – Kritische Anmerkungen zur »Modern Monetary Theory« (MMT) 10

Michael Buckmiller: »Spontaneität und Organisation« – Zur Aktualität von Rosa Luxemburgs Denken 12

Harald Rein: »Wahrscheinlich unwahrscheinlich« – Antwort auf Peter Nowaks »Teil der Kämpfe« 15

Internationales

»Die Zapatistas kommen« – Wir Gewerkschafter:innen heißen sie willkommen! 16

Rezensionen

Wolfgang Völker: »Zurück zum Betongold« – Nicht nur karitativ: eine Publikation zu »wohnungspolitischen Herausforderungen« 8

Renate Hürtgen: »Danzig an der Weser« – Die Arbeitswelten auf der Werft ähnelten sich auch über den Eisernen Vorhang hinweg 14

Nachruf

Günter Pabst: »Michael Schwelien. 20. Oktober 1948 – 27. April 2021« 15

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

»das ist kein gewöhnlicher Streik: ein spontaner wildcat strike; überhaupt nicht ritualisiert; basisdemokratisch; alles in Bewegung« tweetet ak-Redakteurin Nelli Tügel hellauf begeistert aus Berlin, während wir an unseren Frankfurter Schreibtischen den express zusammenschustern. Auch der Social-Media-affine Teil der Redaktion wirkt etwas abgelenkt, weil er dauernd Neuigkeiten vom Protest der Riders des Berliner Startups Gorillas checkt.

So spannend das ist – Peter Nowak und Torsten Bewernitz gehen in ihrer Rezension des Buches »Riders unite!« kurz auf die aktuellen Geschehnisse ein (S. 2) – überlassen wir die brandaktuelle Berichterstattung anderen und empfehlen einen Blick auf die Homepage der analyse und kritik, wo die anwesenden Redakteur:innen ihre Erfahrungen dokumentieren. Von den eigenen Erfahrungen ausgehen – das macht auch Gaston Kirsche mit seinem Rückblick auf die Druckbranche der 1980er Jahre (S. 6). Nebenbei ist das auch ganz im Sinne der Genossin Rosa Luxemburg, die in dieser Ausgabe von Michael Buckmiller gewürdigt wird (S. 12).

Wie andere der in dieser Ausgabe vorliegenden Texte harrt auch eben dieser schon länger der Veröffentlichung. Wir befinden uns seit geraumer Zeit in der luxuriösen Lage, ein Überangebot an spannenden Texten vorliegen zu haben – etwa den zur Modern Monetary Theory (S. 10) von Robert Schlosser. Um der Frage, wo die Grenzen des »ideellen Gesamtkapitalisten« liegen, durch Staatsverschuldung die Macken des Marktes zu korrigieren, reichen aber nicht ein paar Zeilen. Und hier ist sie wieder, die leidige Ökonomie: Wir haben nur eine begrenzte Seitenzahl zur Verfügung. Wann immer das geht, drucken wir mehr, zuletzt in der Mai-Ausgabe. Das kostet, deswegen findet ihr dieser Ausgabe beiliegend einen sommerlichen Spendenaufruf.

Diesmal hat der express zwar nur die üblichen 16 Seiten, kommt aber dennoch mit zusätzlichem Lesestoff: Die Broschüre von Yanira Wolf ist unter dem Dach der Rosa Luxemburg Stiftung entstanden, die es auch möglich macht, dass sie als Beigabe unserer Zeitung den Weg zu Euch findet. Wir haben diese Broschüre nach Kräften unterstützt und freuen uns über diese exzellente Kooperation.

Wenn viel Text produziert wird, entstehen auch viele Fehler (vor allem, wenn man dauernd zwischendurch ins Internet guckt). In der Rezen­sion zu Wagenknechts »Die Selbstgerechten« im letzten express ging es u.a. um die Frage, aus welchen Schichten sich die Wähler:innen der AfD zusammensetzen. Im Umbruch ist uns ein entscheidender Satz abhandengekommen. Vollständig muss es heißen: »Laut Wahlnachbefragung der Forschungsgruppe Wahlen wählten 2017 18 Prozent der ›Arbeiter‹ und 11 Prozent der ›Angestellten‹ AfD. Letztere stellten jedoch 45 Prozent aller Wähler:innen und bildeten deshalb mit 38 Prozent die größte ›Wählergruppe‹ der AfD.«

Und: Wenn wir viel Text bearbeiten, können wir häufig nicht jede Änderung mit den Autor:innen abstimmen. Das gilt vor allem für in letzter Sekunde geänderte Titel und Untertitel. Bernd Gehrke nämlich wollte Marcus Böick keineswegs unterstellen, dass seine Forschungen in Gänze unwissenschaftlich seien – lediglich für ein Standardwerk über die Geschichte der Treuhand wollte er die Messlatte höher legen.

Die Messlatte höher legen wollen wir auch. Mehr express, besserer express. Mit eurer Hilfe, geneigte Leserinnen und Leser. Ein jeder und eine jede prüfe nun, ob dies in seinem/ihrem Sinne sei: erbauliche Lektüre!

Bildnachweise

Der Kanadier Guy Delisle ist unter Comic-Freund:innen bekannt für seine Reisereportage: Shenzen, Pjöngjang und Aufzeichnungen aus Jerusalem sind drei der Titel, mit denen er sich einen Namen gemacht hat. Der neueste Band, Lehrjahre, der Anfang des Monats im Verlag Reprodukt erschienen ist, nimmt die Leser:innen mit in die Jugend des Autors, in der er regelmäßig als Hilfsarbeiter in der örtlichen Papierfabrik anheuerte. Die Arbeit zwischen gigantischen Papierrollen, bestimmt für den Zeitungsdruck, war geprägt von Lärm und Hitze – allen Gefahren zum Trotz auch von großer Monotonie, die auch aus Delisles Zeichnungen spricht. Wir bedanken uns herzlich beim Verlag für die Überlassung der Bilder und verweisen zudem auf die Beiträge von Gaston Kirsche in diesem Heft, die die Arbeit in den Druckereien der 1980er Jahre zum Thema haben.

Guy Delisle: »Lehrjahre«. Klappenbroschur, 144 Seiten, zweifarbig, ISBN 978-3-95640-262-3, 20 Euro