express 11/2022 erschienen!

express 11/2022 erschienen!

Gesamtausgabe zum Download

Inhaltsverzeichnis

Gewerkschaften Inland

Robert Sadowsky: »Konfrontation oder Kollaboration?« – Die Tarifauseinandersetzung in der Metall- und Elektroindustrie 2022 1

Lithurgos Ipar: »Auf die Gewerkschaft bauen?« – Über den Gewerkschaftstag der IG BAU 3

»Demokratischer streiken und verhandeln« – Dokumentiert: Antrag zur Revitalisierung der Flächentarifauseinandersetzungen TVöD und TV-L 4

Fritz Hofmann: »Schutzschirm gegen Inflation?« – Zum Tarifabschluss für die chemische Industrie 7

Betriebsspiegel

Fritz Hofmann: »Kampf zweier Linien« – BASF: Abbau hier, Expansion dort 9

Stefan Krull: »Gewerkschaftliche Perspektiven, wissenschaftliche Expertisen« –
Zur sozial-ökologischen Transformation 13

Bewegung mit Recht

René Kluge: »Verschiedene (Erst-)Sprachen im Betrieb?« – Folge 23 5

Politik & Debatte

Ulrich Maaz: »Mehr schiefe historische Vergleiche als Analyse…« – Kritische Anmerkungen zu Klaus Weber 6

Tomas Nieber: »Starker Tobak« – Leserbrief zum Artikel von Klaus Weber 7

AG Wahlbeobachtung: »Niedersächsische Momentaufnahme« – Zur Niedersachsenwahl 2022 8

Internationales

Peter Kern: »Halt die Gosch« – Über das schwierige Verhältnis deutscher Unternehmen zu Menschenrechten 9

Jörg Nowak: »Rückkehr zum ›normalen Kapitalismus‹ oder anhaltender Aufstand der Rechten?« – Zu den Präsidentschaftswahlen in Brasilien 10

Karsten Weber: »Homebase: die globale Gig-Ökonomie« – Über das Entstehen grenzüberschreitender Solidarität unter Riders 12

Re-Visited

Eva Brumlop und Hartmut Bäumer: »Ökologiebewegung und Arbeiterbewegung« –
Ein Beitrag aus express 2/1980 15

Kurzes

Antipasti 14

Vermischtes 6, 16

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

als nur nahezu monatlich erscheinendes Printmedium sind wir normalerweise nicht der Aktua­lität verpflichtet, sondern eher der hinter- und untergründigen Analyse. Diesmal jedoch sind wir so aktuell, wie wir nur sein können: Der letzte Tag des Umbruchs fällt auf die Einigung im Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie und Robert Sadowsky lieferte uns in Mi­nutenschnelle den passenden Beitrag dazu (S. 1).

Sowieso sind wir in Sachen Tarifgeschehen dieses Mal am Nabel der Zeit: Der IG BCE-Tarif­abschluss (S. 7) ist ebenso Thema wie die anstehenden Verhandlungen im öffentlichen Dienst (S. 4). Der gewerkschaftliche Teil dieser Ausgabe wird durch einen Bericht vom Gewerk­schaftstag der IG BAU abgerundet (S. 3).

So harmlos und old school diese tarif- und gewerkschaftspolitischen Auseinandersetzungen auf den ersten Blick anmuten: Sie bergen in mehreren Hinsichten gesellschaftspolitischen Zündstoff, macht sich doch quer durch die Arbeitnehmerbank (und die Arbeitgeberbank so­wieso) eine Tendenz zum Deal mit situationsbezogenen Einmalzahlungen je nach Gewinnlage breit. Dies – ganz so, wie in der »Konzertierten Aktion 2.0« im Oktober 2022 beschlossen – steuer- und sozialversicherungsabgabenfrei. Dass dies nicht nur ›den Markt‹ unmittelbar auf die individuellen Haushaltseinkommen herunterbricht, sondern auch die verteilungspolitische Kluft zwischen den Porsche-, Daimler- und VW-Beschäftigten mit ihren hohen Sonderzahlun­gen und den ›Normalos‹ vergrößert, sondern auch die originäre Funktion von Tarifverträgen aushöhlt und Auswirkungen auf kommende Kampfbewegungen haben wird, dürfte klar sein. Ob ›wir‹ mit dieser Art Konzertierter Aktion aber schon (oder noch?) im Sumpf der Volksge­meinschaft waten, wie Klaus Weber im letzten express vermutet hatte, dazu zwei ausführliche Kommentare bzw. Leserbriefe von Tomas Nieber und Ulrich Maaz (S. 6, 7).

Ebenfalls schon mal schwächer auf der Brust waren ›wir‹ im Internationalen, mit dem wir ge­gen Konzertierte Aktion und Co halten: Uns beschäftigen der Ausgang der brasilianischen Wahlen (S. 10), internationale Rider-Proteste (S. 12) sowie ein deutsches Unternehmens-En­gagement in China (S. 9).

Apropos schwach auf der Brust: Luft nach oben ist in Sachen Finanzen auch beim express. Ihr findet deswegen zur Einstimmung in die besinnliche Jahresendzeit einen Spendenaufruf bei­gelegt. Wir bitten um freundliche Beachtung, der dann im besten Fall auch Taten folgen.

Doch wer kauft schon gerne die Katze im Sack? Bevor ihr, geneigte Leserinnen und Leser, eure Portemonnaies, Scheckhefte und Tan-Generatoren zückt, wünschen wir erst mal wieder eine zum Nachdenken anregende und aufrüttelnde Lektüre.

Bildnachweis

Selten genug, dass wir einen Artikel illustrieren: Aber der Blog des Forum Arbeitswelten bot uns nicht nur den Anlass für einen Beitrag über globale Riders-Solidarität (siehe S. 12) son­dern zugleich auch viele wunderbare Bilder dazu, die diese Solidarität plastisch werden las­sen. Urheber dieser Bilder ist weder das Forum Arbeitswelten noch Autor Karsten Weber, sondern die Aktivist:innen selber. Karsten Weber ist dennoch für die Vorsortierung zu dan­ken, nicht selten handelt es sich um Screenshots aus Aktionsvideos (zum Leid unserer Grafi­kerin). Ergänzt haben wir die auf dem Blog vorliegenden Bilder durch einige Bilder von Ac­counts der Aktivist:innen in den »sozialen« Netzwerken (hallo, Elon!). Unser Dank fällt also im Geiste unserer Zeitung aus: Wir danken den aktiven Riders weltweit!

express 10/2022 erschienen!

express 10/2022 erschienen!

Gesamtausgabe zum Download

Inhaltsverzeichnis

Gewerkschaften Inland

Redaktion express: »Fragend voran« – Rückblick auf die Jubiläumskonferenz des express 2

Mark Richter und Levke Asyr: »Außerhalb des sozialdemokratischen Gewerkschaftsverständnis « – Reflexion der betrieblichen Organisierung der IWW 6

Rolf Läpple: »Alternativen zur Aktienrente« – Zwei Petitionen, ein Aufruf 16

Betriebsspiegel

Daniel Weidmann: »Vom Kickertisch ins Personalbüro« – Die erste Berliner Tech Worker-Konferenz 1

Wolfgang Hien: »Lohnarbeit und Psyche« – Überlegungen zu arbeitsbedingten psychischen Erkrankungen 7

Politik & Debatte

Klaus Weber: »Rückkehr der ›echten Solidarität‹« – nationale Formierung 2.0 im Anmarsch 4

Internationales

Nasser Barin: »Erschaffung einer neuen Wirklichkeit« – Die gegenwärtigen Proteste im Iran 9

Rand Wilson und Peter Olney: »Hochsaison für Action bei Amazon« – Zeit für einen internationalen Aktionstag 12

Nachruf

»Willi Hajek – Adieu, cher copain« 13

Re-Visited

Willi Hajek: »Gewerkschaften und ihr Verhalten in der Krise« – Ein Buchbeitrag von 2002 14

Rezensionen

Gaston Kirsche: »Im Assessment Center der KPdSU« – Über den Film The Death of Stalin 10

Kurzes

Antipasti 11,12

Vermischtes 5,11

Editorial

Geneigte Leserinnen und Leser,

es geht einem schon runter wie Öl, wenn ehemalige Angehörige der Frauenredaktion des express (ja, so etwas gab es mal) uns auf unserer kleinen Tagung (siehe nebenstehend) bescheinigen, dass ihre feministische Arbeit nicht umsonst war, sondern internalisiert ist. Auch Christoph Wälz hatte uns in seinem Beitrag zum 60-jährigen des express in der analyse und kritik 683/2022 bereits eine »feministische Agenda« bescheinigt.

Und doch: Schon wieder sind beinahe sämtliche Artikel der vorliegenden Ausgabe aus den Federn von Männern – selbst die Reflexion des ganz klar feministischen Aufstands im Iran (S. 9) wurde von einem Mann geschrieben (immerhin von einem iranischen…).

Das hängt stark mit der Entstehungsweise des express zusammen. Wir bekommen mehr Manuskripte angeboten, als wir selber anfragen, und in der Regel drucken wir auch (fast) alles, was uns angeboten wird. Die redaktionelle Arbeit besteht in diesen Fällen meist in einem ausführlichen inhaltlichen Lektorat. Und: Es wird mit und im express sicherlich keine geschlechtliche Quotierung von Texten geben. Einen Text nach dem Geschlecht von Autor:innen zu beurteilen, liegt uns fern. Trotzdem: wir wünschen uns mehr Texte auch von anderen Geschlechtern…

Die bereits benannte Tagung wurde überschattet vom Tod unseres Freunds, Genossen und express-Autors Willi Hajek. Der Großteil der Redaktion hatte enge persönliche und politische Bezüge zu Willi. In einem ersten Aufschlag haben wir die bislang vorliegenden Nachrufe auf eine wichtige Persönlichkeit der aktuellen Arbeiter:innenbewegung gesammelt (S. 13) und widmen ihm auch die aktuelle Ausgabe unserer Retrospektive »re-visited« (S. 14).

Dass wir uns, wie auf der Jubiläumskonferenz kolportiert wurde, nicht streiten würden, ist übrigens auch so ein Gerücht: Der vorliegende Beitrag von Klaus Weber (S. 4), eine Reaktion auf unseren Beitrag zur formierten Gesellschaft, stieß durchaus auf geteilte Meinungen in der Redaktion – wir stellen seine Thesen zur »Vervolksgemeinschaftung« in der Innen- und Außenpolitik hier zur Diskussion. Die Kontroverse motiviert uns dazu, Euch, geneigte Leserinnen und Leser, einzuladen, sich auch im express an einer entsprechenden Debatte zu beteiligen. Aber das gilt nicht nur für diesen Beitrag, das gilt natürlich ganz allgemein. Wir rühmen uns, obwohl technisch manchmal in den 1980er Jahren stecken geblieben, eines sehr dynamischen Autor:innen-Leser:innen-Redakteur:innen-Verhältnisses, in dem diese Identitäten jederzeit fröhlich geque(e)rt werden dürfen.

Eigentlich muss man nicht immer extra dazusagen, dass von Autor:innen gezeichnete Artikel die Meinung eben dieser wiedergeben und nicht die Position einer Redaktion, deren Bild von »sozialistischer Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit« homogen oder gar sakrosankt sei. Wir betonen das an dieser Stelle noch einmal, weil uns zu Ohren gekommen ist, dass Teile der außerparlamentarischen Linken darauf warten, was denn der express zu den ver.di-internen Debatten rund um die fristlose Kündigung von Orhan Akman und dessen Abberufung als Bundesfachgruppenleiter für den Einzel- und Online-Handel durch ver.di sagen wird.

Aufgeschoben, nicht aufgehoben: Das Thema beschäftigt uns natürlich und ist in Arbeit, ebenso wie einige andere, die im aktuellen express (noch) nicht vorkommen: die Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst und in Metall + Elektro und natürlich der siedend heiße Herbst. Das wird aber nie bedeuten, dass man zu diesem oder einem anderen Thema einfach so eine Position aus dem express klauben kann, man wird sich auch weiter selber positionieren müssen.

Oder aber, denn das wäre dann doch eine adäquate Beschreibung der express-Position, sich zwischen die Stühle setzen. In diesem Sinne: Wir wünschen eine angenehme Lektüre im Wollpulli unter der Kuscheldecke!

Bildnachweis

Die hoffnungsvollen und mitreißenden Proteste im Iran (siehe S. 9) haben uns motiviert, die Bildstrecke dieser Ausgabe entsprechend zu gestalten. Wir haben dabei zurückgegriffen auf Urlaubsbilder unserer Abonnent:innen Jochen und Kristina Lohoff. Die weiteren Bilder wurden mit creative commons License (siehe Angaben am jeweiligen Bild) von flickr entnommen. Wir danken!