Fachtag an der Universität Hamburg am 4. April 2025
Viele Beschäftigte in Deutschland sind in der Arbeitswelt mit Rechtsverletzungen konfrontiert. Hierzu zählen unzureichend abgegoltene Entgeltansprüche, etwa Löhne, Zuschläge oder Urlaubs-, Krankheits- und Feiertage, die von Arbeitgebern nicht oder nicht vollständig gezahlt werden. Mindestlöhne werden durch falsche Einstufungen, unzutreffende Arbeitszeitangaben, unbezahlte Mehrarbeit oder Abzüge (z.B. für Arbeitskleidung oder Werkzeuge) unterlaufen. Fahrtkosten und Mieten werden Beschäftigten durch Arbeitgeber überhöht in Rechnung gestellt. Arbeitsschutzvorschriften werden nicht eingehalten. Arbeitskräfte werden über die gesetzlich vorgeschriebene maximale tägliche oder wöchentliche Arbeitszeit hinaus eingesetzt. Pausen und Ruhezeiten werden ignoriert. Kündigungen werden unter Missachtung geltenden Rechts ausgesprochen. Beschäftigte werden entlang gesellschaftlicher Ungleichheitsachsen ungleich behandelt und (etwa rassistisch und/oder sexistisch) diskriminiert.
Obwohl Rechtsverletzungen in der Arbeitswelt häufig sind, finden sie sowohl wissenschaftlich als auch in der medialen und politischen Öffentlichkeit vergleichsweise selten Beachtung. Ziel des Fachtags ist es vor diesem Hintergrund, ausgewählte empirische Forschungsprojekte vorzustellen und mögliche Handlungsperspektiven zu diskutieren. Im ersten Teil werden in kurzen Inputs Befunde aus fünf Forschungsprojekten präsentiert:
• Saubere Sache? Zur Einhaltung und Durchsetzung von Arbeitsrecht in der Gebäudereinigung (Maren Kirchhoff, Universität Kassel)
• Harte Arbeit – Bauarbeiter aus Mittel- und Osteuropa und das Werkvertragssystem in Deutschland (Frederic Hüttenhoff, Institut Arbeit und Qualifikation, Universität Duisburg-Essen)
• Unterbezahlt und unsicher – migrantische Pflegekräfte in deutschen Haushalten (Francesca Barp, Hamburger Institut für Sozialforschung)
• Informalisierung-in-Formalisierung: Arbeitsrechtsverletzungen in der Fleischindustrie (Peter Birke, SOFI Göttingen)
• Die neuen „Weinbergfrauen“? Zur Situation migrantischer (Saison-) Beschäftigter im deutschen Qualitätsweinbau (Thomas Stieber, SOFI Göttingen)
Im zweiten Teil werden in einer Podiumsdiskussion mit Magdalena Morgenroth (Servicestelle Arbeitnehmerfreizügigkeit – Arbeit und Leben DGB/VHS Hamburg e. V.), Alexandru Firus (PECO-Institut), Monika Górka (ver.di) und Aktivist:innen des Lieferando Workers Collective Möglichkeiten und Grenzen unterschiedlicher Initiativen im Umgang mit Rechtsverletzungen in der Arbeitswelt vorgestellt und diskutiert.
Anschließend an den Fachtag findet ab 19 Uhr im Centro Sociale (Sternstraße 2, 20357 Hamburg) eine Lesung mit Johannes Greß aus seinem Buch „Ausbeutung auf Bestellung: Österreicher findest‘ für die Arbeit keine“ statt.
Wann: Freitag, 4. April, 11 – 17 Uhr
Wo: Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg, Flügelbau West, Raum: ESA W 221
Veranstalter: Projekt „Arbeitsrechte in prekären Lebenslagen“ (gefördert durch die Hans-Böckler-Stiftung)
Anmeldung: formlose Mail an fachtag-arbeitsrechtsverletzungen.wiso@uni-hamburg.de